Die besten Wellness-Oasen
Im hintersten Winkel eines abgelegenen Tals und dazu nur eine Handvoll Zimmer – noch vor einigen Jahren wären Hoteliers ob so eines Geschäftsmodells wohl für verrückt erklärt worden. Heute, am vorläufigen Höhepunkt des Wellness-Booms, heißen solche Rückzugsorte im Tourismus „Hideaways“. Wer so ein „Versteck“ für den Rückzug reizüberfluteter Städter betreibt, muss sich meist nicht über Gästemangel beklagen.
Die Top-Hotels
Das ist einer der Trends, die Christian Werner, Herausgeber des unabhängigen Relax Guide (um 24,90 € erhältlich), auffallen. Mit seinem Team testete er für die neue – bereits 15. – Ausgabe des Wegweisers durch die Wellness-Landschaft über 1000 heimische Hotels und zeichnet sie mit dem selbst eingeführten Qualitätssiegel, der Lilie, aus.
Kleiner und feiner
„Vor 15 Jahren hieß es, Hotels mit weniger als 120 Betten sind nicht zeitgemäß“, erinnert sich Christian Werner. „Mit den kleinen, abgelegenen, häufig luxuriös gestalteten Hotels ist eine neue Kategorie aufgetaucht, die viele anspricht.“ Das zeigt einen neuen Trend: „Ein bestimmter Teil der Wellnessgäste will keine großen Hotels mit vielen Gästen mehr.“
Doch egal, ob exklusives Hideaway oder klassisches Wellness-Hotel: „Die Preise sind förmlich explodiert. Heuer kostete die Nacht in einem Lilien-Hotel zum ersten Mal durchschnittlich 111 Euro. Vor 15 Jahren waren es noch 63.“ Die Qualität hält damit nicht Schritt, sie sank abermals.
Nur 38 Häuser der insgesamt 1057 getesteten wurden besser bewertet als im Vorjahr, 74 Hotels schlechter. 33 verloren ihre bisherigen Lilien überhaupt. In Summe heißt das: Nur 25 Prozent aller Hotels, die mit Wellness und Gesundheit werben, schafften heuer mindestens eine Lilie. Das Burgenland konnte hier übrigens seine Pole Position verteidigen. Es flogen 17 Häuser – so viele wie noch nie – überhaupt aus der Wertung. Das heißt, das Hotel wurde geschlossen oder das Spa-Angebot nicht weitergeführt.
In manchen Fällen ist das wohl kein Nachteil für die Gäste. Denn Werner beklagt einmal mehr die schlechter werdende Qualität. „Nepp-Angeboten wie Latte-Macchiato-Behandlungen anstatt wirksamer Therapien findet man sehr zahlreich.“ Er empfiehlt, schon im Vorfeld abzuklären, was einen erwartet und ob das Personal ausreichend ausgebildet ist.
Sich vorab umfassend zu informieren, erspart auch in einem anderen Sektor Ärger. Aus Deutschland scheint nun der Day-Spa-Trend herüberzuschwappen. In jedem sechsten Haus werden hierzulande schon die Wellnessbereiche für hotelfremde Tagesgäste geöffnet. Die Tendenz ist stark steigend. Eine Zumutung für voll zahlende Gäste, findet Werner, besonders in Premium-Häusern. „Diese Praxis verschärft den ‚Kampf um Liegen‘ zusätzlich.“ Die sind nämlich ohnehin in den meisten Wellness-Hotels Mangelware. Mittlerweile teilen sich neun Gäste einen Ruheplatz. Die Relax-Guide-Tester fanden nur neun Hotels, wo wirklich für jeden Gast eine Liege bereit steht.
Relax Guide 2014, Werner Medien GmbH, 24,90 €
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