Werner Schneyder verrät die schönsten Plätze in Kärnten

Es gibt nichts, was es in Kärnten nicht gibt", beginnt Werner Schneyder (77) zu schwärmen. "Breite Täler, etwa das Lavanttal mit seinem Obst- und neuerdings auch Weinanbau. Enge romantische Täler, viele Seen, milde Hügel, schroffe Berge. Es ist ein unglaublich harmonisches Land und in Österreich klimatisch bevorzugt." Kärnten bedeutet für den in Klagenfurt aufgewachsenen Künstler Heimat. "Dort sind meine sentimentalen Wurzeln, die vom Fußball- und Eishockeyclub, die vom Schulweg quer durch die Stadt, den ich öfters abgehe."

Kulturgastspiele

Im Thermenhotel Ronacher in Bad Kleinkirchheim trat er jahrelang als Vorlesender, Chansonnier oder Kabarettist auf. So entstand die Freundschaft mit Hotelchefin Simone Ronacher. In ihrem Fünfsternehaus trifft man den ehemaligen Fußballtormann vor allem im Pool an, während seine Frau, Osteopathin Regine Schneyder, die Behandlungen der "erstklassigen Therapeuten" genießt. "Ich bin ein notorischer Schwimmer, und wenn es woanders noch zu kühl ist, ist der große Innenpool ein Traum."

Millstätter See

An heißen Sommertagen taucht er allerdings lieber von seinem eigenen Holzsteg ins Seewasser ein. Wer zum ersten Mal das Haus der Schneyders auf der sogenannten "Schattseite" des Millstätter Sees sucht, wird freudvoll Irrfahrten durch einen Märchenwald und Sackgassen, deren Endstation wunderbare Bauernhöfe am Berg sind, in Kauf nehmen. Ein Paradies, das der Autor, Kabarettist, Chansonnier und Regisseur (Eigendefinition "Universaldilettant") und seine verstorbene Frau Ilse Anfang der 70er-Jahre erstanden haben, ist der Lohn.

Gerne übersiedelte der wortgewaltige Satiriker mit seiner jungen Ehefrau Regine (56) ins Bootshaus, um im Haupthaus Sohn Achim, Schwiegertochter Christina, Enkel Fabian (7) "und ihren unzähligen Freunden" Platz zu machen. Aus seinem Arbeitszimmer blickt er direkt auf den See. Dort klopft er immer noch in die Tasten der mechanischen Schreibmaschine.

Auf Reisen liest der Hüne nicht. Gelesen wird, "wenn, nur in der Wiener Wohnung und dann nur Bücher, die ich schon einmal gelesen habe. Ich habe eine besondere Vorliebe für Barocklyrik. Da schlag ich das Buch immer wieder auf und freue mich, dass gewisse Urteile eine Konstante geblieben sind."

Musik dreht der Führerscheinlose im Auto auch nur selten auf. Wenn Regine ihn chauffiert, singt Schneyder lieber selbst. "Ja, ja", stöhnt seine Frau, "nach eineinhalb Stunden geht’s los, von amerikanischen Standards über Operettenschnulzen bis zu Chansons."

Das Wort Urlaub kennt er nicht. "Weil Urlaub heißt, abschalten im Sinne von meditativ leben, und dazu bin ich nicht in der Lage. Nirgends. Ich denke nach oder lasse meine Seele rülpsen." Um eine innere Unruhe zu betäuben, genießt er. Das gelingt ihm, wenn er bevorzugt Fische für zwei Personen alleine isst. Die bestellt er im "letzten Paradies Ligurien" – seine Lieblingsdestination – in Olivenöl schwimmend, also "alla ligure".

Auf Reisen sind immer Hunger und Durst dabei. Und neuerdings darf der Slow-Food-Führer nicht fehlen, wenn sie in Italien unterwegs sind. "Da gibt es wirklich Gasthäuser abseits des Weges, in denen man ganz einfaches aber köstlich frisches Essen bekommt."

Individualist

Geführte Touren oder Gruppenreisen würde er um kein Geld der Welt machen. "Historische Sehenswürdigkeiten und dergleichen bleiben mir bis zum Lebensende verborgen, weil sie mich nicht interessieren." Flugreisen, die über vier Stunden dauern, kommen nicht mehr infrage. "Wenn wir reisen, dann sternförmig von hier oder Wien weg." Das sind Friaul, Kroatien, Italien oder das Burgenland.

Weil Werner Schneyder beruflich so viel gereist ist, verabscheut er Flughäfen. "Wenn ich in die Schalterhalle komme, habe ich schon Pustel und Pickel." Lieber sind ihm Bahnhöfe. "Ich bin ein überzeugter Zugreisender. Das ist heute schon sehr komfortabel."

Am liebsten bleibt Schneyder aber am See in seiner Heimat, setzt sich ins Elektroboot und tuckert zu seinen Wirten.

Thermenhotel Ronacher 5*SWerner Schneyder ist von den fünf Pools mit verschiedenen Wassertemperaturen bis 36 Grad begeistert, seine Frau Regine von den Anwendungen mit hoch qualifizierten Therapeuten.