Pariser Warenhaus - begehrte Sehenswürdigkeit

Die Galeries Lafayette gehört heute noch zu den begehrtesten Sehenswürdigkeiten.

Spanisch, Amerikanisch, Schwedisch, Japanisch: Die Glaskuppel der Pariser Galeries Lafayette wird so eifrig fotografiert wie sonst nur der Eiffelturm und der Louvre. An Weihnachten wird noch mehr geblitzt, denn unter der riesigen neobyzantinischen Kuppel hängt ein zwei Tonnen schwerer Tannenbaum. 30 Millionen Schau- und Kauflustige strömen jährlich in den Konsumtempel, der eines der schönsten Beispiele an Warenhausarchitektur im Jugendstil ist.

Geschichte von Paris

Pariser Warenhaus - begehrte Sehenswürdigkeit
epa03460340 A huge Christmas tree is displayed on the central ground floor of the Galeries Lafayette in Paris, France, 06 November 2012 during the opening of the Christmas lighting in the store. EPA/ETIENNE LAURENT

Die Galeries Lafayette gehören zu den "Grands Magasins", riesige innenstädtische Warenhäuser, deren Vorstufen die überdachten Einkaufspassagen des frühen 19. Jahrhunderts waren. Der Sozialreformer Paul Göhre hat sie 1907 mit Ozeandampfern verglichen, in deren Innern das ganze komplizierte Leben der heutigen Gesellschaft zusammengepresst ist. "Die Galeries Lafayette sind mehr als ein Warenhaus. Sie spiegeln die Geschichte von Paris wider", bestätigte auch die Historikern Florence Brachet Champsaur.

Die Französin hat die Ausstellung organisiert, mit der die Galeries Lafayette die Ende 1912 erbaute riesige, 42 Meter über dem Boden schwebende Glaskuppel feiern. Filme und Fotografien geben einen Überblick über die Geschichte des "Grand Magasin", das im Jahr 1893 eröffnet wurde und dessen prächtige Jugendstil-Glaskuppel mit neobyzantinischem Glaswerk mittlerweile Wahrzeichen und Touristenattraktion ist.

Architektonische Inszenierung des Konsums


Paris gab im 19. Jahrhundert in der Entwicklung des Konzepts der "Grands Magasins" den Ton an: glasüberdeckte, luftige Lichthöfe, mehrgeschoßige Galerien, die bis zur Lichtkuppel aufsteigen und sich zur Raummitte öffnen. Architektonische Inszenierung des Konsums auf tausenden von Quadratmetern. Lesesäle und Cafés machten die Warenhäuser zu einem sozialen Treffpunkt, wie Émile Zola in seinem Roman "Au bonheur des dames" (Das Paradies der Damen) beschreibt.

"Le Bon Marché", "Grand Magasin du Louvre" "BHV", "Printemps", "La Samaritaine" und die "Galeries Lafayette", die erst 1894 eröffnet wurden, sind alle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. "La Samaritaine" ist seit sechs Jahren geschlossen und soll zu einem Luxushotel und Büroräumen umfunktioniert werden, und aus dem "Grand Magasin du Louvre" wurde der "Louvre des Antiquaires", eine Passage mit rund 250 Antiquitätengeschäften.

In der Ausstellung hängen zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos von den Arbeiten zur Kuppel und der monumentalen Treppe, die von jener in der Garnier-Oper inspiriert wurde. Das Jugendstil-Werk wurde 1974 abgebaut. Ein Fragment des filigranen schmiedeeisernen Geländers ist im Eingangsbereich der Schau zu sehen.

Jean-Paul Gaultier, David Lynch und Sonia Rykiel


Die Galeries Lafayette sind Meister in der künstlerischen Inszenierung üppiger Warenwelten: Das Glaswerk der Kuppel wurde von Jacques Gruber entworfen und die ehemalige dreiflügelige Treppe von Louis Majorelle, beides Jugendstil-Künstler der Schule von Nancy. Eine Fotowand in der Ausstellung erinnert an die illustren Schöpfer, mit denen die Galeries Lafayette zusammengearbeitet haben: Agnès B., Jean-Paul Gaultier, David Lynch und Sonia Rykiel sind nur einige auf der langen Liste, die sich wie ein Nachschlagewerk der Kreativen liest.

Zum 100. Geburtstag der Prachtkuppel wurde Yann Kersalé eingeladen, einer der bedeutendsten Lichtkünstler weltweit. Er hat mit seinen Installationen den Eiffelturm, die Oper Bastille, das Berliner Sony Center oder das Deutsche-Bank-Hochhaus in Frankfurt erleuchtet. Um das Ereignis gebührend zu feiern, hüllte der 57-Jährige das schwebende Wahrzeichen in buntes strahlendes Licht, das sich auf der Fassade durch eine Art Stabkorsett widerspiegelt. Die Glaskuppel diente dem Bretonen als Matrix, wie er sagte. Und den Gründern der Galeries Lafayette als Krönung ihres Warentempels.

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