Ostafrika: Neue Angst vor Massensterben

Zum Hunger kommen jetzt immer mehr Krankheiten: Der UNICEF-Chef befürchtet, dass in den nächsten Wochen "Hunderttausende Kinder sterben könnten".

Auch wenn die weltweite Aufmerksamkeit, die die Dürre in Ostafrika im Sommer bekam, verschwunden ist - am Horn von Afrika findet nach wie vor die "schlimmste humanitäre Katastrophe statt, die sich auf der Welt derzeit ereignet". Diese drastische Formulierung wählt der Chef des Kinderhilfswerks UNICEF gegenüber der deutschen Dpa. Anthony Lake warnt, dass Hunderttausende Kinder akut mangelernährt seien. "Das bedeutet, dass sie innerhalb der nächsten Wochen sterben können, wenn keine Hilfe kommt", so Lake. Er befürchtet, dass sich die Lage weiter verschlimmert.

"Masern der schlimmste Killer"

Denn jetzt kommen zur Ernährungssituation, die nach wie vor katastrophal ist, Infektionskrankheiten. Für Mitte Oktober wird die "kleine Regenzeit" in der Region erwartet, und die birgt vor allem für die inzwischen völlig geschwächten Kinder neue Gefahren. UNICEF-Chef Lake: "Vor allem in Regenzeiten wie jetzt breiten sich Infektionskrankheiten wie Masern und Cholera aus. Masern werden in solchen Krisen für Kinder zu einem der schlimmsten Killer."

Lake warb zugleich um weitere Spenden. "Unsere Sorge ist, dass die Aufmerksamkeit, die es noch vor einigen Monaten für die Lage am Horn von Afrika gab, mittlerweile verschwunden ist. Aber dort leiden immer noch so viele Leute, dass man das nicht einfach vergessen darf." Gerade Kinder könnten auch noch an der Schwelle zum Tod gerettet werden, wenn sie rechtzeitig behandelt werden.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind von der Hungersnot in Ostafrika derzeit mehr als 13 Millionen Menschen betroffen, darunter viele Millionen Kinder. Allein in Somalia sind 450.000 Kinder akut mangelernährt, davon 200.000 in lebensbedrohlichem Zustand. Mehrere zehntausend Menschen starben in den vergangenen Monaten bereits. Vermutlich war jedes zweite Opfer ein Kind.

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