Auf der Queen Mary 2 majestätisch den Atlantik überqueren
Ich will einfach den Luxus genießen", schwärmt Luise S.. Die Künstlerin aus Leipzig steht an der Reling auf Deck 7, blickt bei der Ausfahrt des Kreuzfahrtschiffes auf die glitzernde Silhouette von Hamburg und fügt leise hinzu: "Allein der Name Queen Mary 2, das ist die Welt."
Ihr Mann, ein pensionierter Techniker, ist für solch spontane Gefühlsausbrüche nicht zu haben. Er sitzt lieber stundenlang in der Bibliothek des Luxusliners, im dunkelbraunen Leder-Fauteuil studiert er die Route, die die Queen über den Nordatlantik nach New York nimmt.
Die 72-jährige Professorin, die Malerei unterrichtete, hat auf dem Schiff anderes im Sinn, als in Atlanten zu schmökern, sie meldet sich zum Bridge-Kurs an. Die schrill geschminkte Lehrerin ist streng. "Sie spricht nur Englisch", klagt Luise B. Das Leben an Bord ist nun einmal very british. Yoga & Pilates am Morgen halten die Künstlerin fit für acht Tage auf See.
Längst sind keine Lichter mehr in Sicht, kein Landstrich erkennbar. Wir sind auf See. Am dritten Tag legt das Schiff in den frühen Morgenstunden in Southampton an. Vorab kann ein Landausflug nach Windsor Castle, dem Lieblingsschloss von Königin Elisabeth II., gebucht werden, man kann aber auch an Bord bleiben, den Spa-Bereich und den Afternoon-Tea genießen. Livrierte Diener mit weißen Handschuhen servieren mit Silberzange die Gurkenbrötchen und die Scones, die feinen Rosinenkuchen mit Marmelade und Obers.
Den Passagieren geht es blendend, elegant gekleidete Damen und Herren strömen allabendlich in die Restaurants, das sieht Luise B. kritisch. "Eine Klassengesellschaft." Doch die Feinspitze haben längst erkannt, den besten Hummer-Salat gibt es im Selbstbedienungsbereich. Hier stellt sich auch der Herr aus der Suite von Deck 10 an. "Weil es besser schmeckt."
Channel 41 am Kabinen-TV zeigt die aktuelle Position an, der Kapitän meldet raues Wetter. Der Sturm drückt gegen die Türen an den Decks, sie lassen sich kaum öffnen, das Ärzte-Team ist im Dauereinsatz. Damen in paillettenbesetzten Abendroben, Männer im Smoking hält der hohe Wellengang nicht vom Black & White Ball im Queens Room ab, das Royal Cunard Orchester spielt auf, synchron im Rhythmus des schwankenden Schiffes wird getanzt.
Luise S. steht am Rand, sie skizziert und fotografiert, das ist der Stoff, aus dem ihre Aquarelle entstehen. Da ihr Mann, die Leseratte, den Ball nicht mag, wird die Künstlerin vom Dance Host Mike Hallworth zum Cha-Cha-Cha aufgefordert. Er und seine Frau Jan Warren unterhalten einsame Herzen. "Das passiert ständig, dass Reisende einen Partner auf dem Schiff suchen. Man muss da schon sehr aufpassen und die Zeichen erkennen. In die Kabine zu gehen ist nicht erlaubt", betont der 65-jährige Brite.
Wenn der Captain in seiner prächtigen Gala-Uniform zum Dinner bittet, sind viele weibliche Passagiere aufgeregt, es wird posiert und fotografiert, der Abend wird zum Erlebnis.
Wer Ball, Dinner oder die James-Bond-Nacht im Casino nicht will, kann einer Shakespeare-Aufführung im Royal Court Theatre beiwohnen oder den "Martini Mixology"-Kurs im noblen Commodore Club besuchen. Luise S. hört sich noch einen Vortrag über die Entstehung des Universums an – im Illuminations-Raum.
Das Schiffe als Transportmittel
Nicht alle Passagiere reisen aus Vergnügen. Immer öfter wird die Queen, vor allen von Älteren, als Transportmittel benützt, bestätigen Crew-Mitglieder. "Für mich ist das Schiff viel bequemer als das enge Flugzeug", sagt die 82-jährige gehbehinderte Deutsche, sie besucht ihre Kinder in New York. Ein Mann aus Washington leidet unter extremer Flugangst, für ihn kommt nur der Seeweg infrage. Jetzt, am Ende der Reise, ist er schon ganz ungeduldig. Er blickt westwärts und wartet auf den Höhepunkt der Transatlantik-Überquerung: Das Finale ist die Einfahrt nach New York, vorbei an der hell beleuchteten Freiheitsstatue. Dafür lohnt es sich, frühmorgens bei jedem Wetter an Deck zu gehen, um die Glitzertürme von Manhattan im Dunst aufsteigen zu sehen. Eine Dame – sie ist Cunard-Stammgast – nimmt allein wegen dieser Zeitspanne zwischen Land in Sicht und dem Andocken in Brooklyn die maritime Variante.
Die Reederei Cunard feiert 2015 ihre Gründung vor 175 Jahren. Aus diesem Anlass gibt es eine Jubiläumsfahrt vom 30. Juni bis 14. Juli 2015 von Hamburg nach New York. Dabei legt die Queen Mary 2 am 4. Juli, dem Tag des Auslaufens der Britannia als erstem Cunard-Schiff, in Liverpool ab. Sie fährt dann auf der historischen Route nach Halifax, Boston und New York. Im Juli 1840 war die Britannia das erste Cunard-Schiff, das eine regelmäßige Passage über den Atlantik anbot. An Bord war damals auch der Reedereigründer Samuel Cunard. Die Cunard-Linie wurde in Liverpool gegründet, seit 1840 verbinden die Cunard-Schiffe Europa und Amerika auf dem Seeweg.
Besonderheiten Hunde und Katzen dürfen mit an Bord (50 USD/Tag). Ein Ärzte-Team mit Intensiv-Station steht zur Verfügung. Der Fitness- und Wellness-Bereich ist luxuriös ausgestattet. Ballsaal, Theater Royal, Britannia-Restaurant sind im Art-déco-Stil. Afternoon-Tea wird im Ballsaal serviert. Zutritt zu Restaurants hängt von gebuchter Kabinenkategorie ab. Das Selbstbedienungs- Restaurant ist für alle Passagiere offen – Speisen und Getränke (Soft-Drinks, Kaffee, Tee) rund um die Uhr. Qualität und Auswahl der Speisen sind großartig. In den eleganten Bars muss für Getränke gezahlt werden.
Preise an Bord Bordwährung sind US-Dollar; Glas Champagner (Veuve Cliquot) 15 USD; Espresso (Standard) 2,75 USD; Spa-Tagespass 19 bzw. 25 USD (Hafentag).
– Preis pro Person Innenkabine ab 1430 €; Außenkabine ab1740 €; Queens Suite ab 4170 €; Grand Duplex Apartment 13.200 €.
– 13. bis18. September: Rock'N'Sail-Cruise mit Liveauftritt von Peter Maffay an Bord (ab 990 €/P). Route: Hamburg, Oslo, Göteborg, Hamburg.
Info & Buchung Im Reisebüro und im Web auf http://www.cunard.de/fleet/QM/
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