Gratwanderung im Herbst: Wo der Wanderer sich überwinden muss

Der Binnelgrat zum Freschen ist für Geübte ein Spazierweg. Für andere ist er ein Abenteuer.
Für große Touren sind die Tage schon zu kurz, also knöpfen sich Wanderer jetzt die kleinen Touren vor - auf 2.000 Meter.

Der Herbst gilt als gute Wanderzeit, vor allem weil das Wetter meist stabiler als im Sommer (Gewitter) ist. Dennoch sind Bergbegeisterte eingeschränkt bei den Touren, hoch hinauf geht es jetzt nicht mehr oft. Damit rücken die kleinen Routen in den Vordergrund, die sonst meist gegen die großen verlieren.

Der Hohe Freschen ist so eine Tour. Der Vorarlberger Gerademal-Zweitausender (2.004 m) ist für Rankweiler, Feldkircher und Dornbirner ein Spazierberg, für Flachländer ist er ein Erlebnis, das gut in den Herbst passt: Vom Bödele über den Dornbirner First gegangen, ergibt sich ein respektabler Wandertag inklusive einer dieser Passagen, von denen man daheim erzählen kann. Knapp dreißig Minuten vor dem Gipfel stößt man plötzlich auf den Binnelgrat.

Gratwanderung im Herbst: Wo der Wanderer sich überwinden muss

Der Blick vom Freschen Richtung Bodensee ist überwältigend.

Neben dieser Halbmeter-breiten Felsbrücke geht es tief hinunter, der Weg ist objektiv gesehen breit genug zum Gehen, aber er ist ein Abenteuer. Nicht nur ein Grat, der Binnel ist eine Gratwanderung für den Durchschnittswanderer, man braucht die Hände, muss aber nicht richtig klettern. Auf dem Gipfel angekommen sieht man bis Bregenz und zum Bodensee, und dass auf der anderen Seite ein ganz gemütlicher Weg zum Freschen raufführt.

Blick und Höhle

Auf dem geht man nach dem Gipfelmoment eine gute halbe Stunde zum Freschenhaus. Das gehört zu jenen Hütten, die ein bisschen in den Herbst hinein offen haben. Der weite Blick ins Rheintal ist auch ein guter Grund für eine Übernachtung, die über siebenhundert Meter lange Freschenhöhle in der Nähe oder der Alpen-Kräutergarten ebenso. Das sind genau die Attraktionen, für die man sich beim sommerlichen Wandern oft zu wenig Zeit nimmt.

An langen Julitagen würde man vielleicht noch die drei Stunden bis Damüls weitergehen, über das beeindruckende Portlajoch. Jetzt im Herbst enden die Wanderungen schon um fünf Uhr, vom Freschen findet man viele Wege in die umliegenden Täler, alle durch das größte Naturschutzgebiet Vorarlbergs.

 


Natürlich gibt es solche Tagesjuwele überall im Land, inklusive Hütten, die noch ein bisschen offen haben. Von Hochschwab bis Ötscher, von Almenweg bis Waldwanderung.

Informationen

Auf den Freschen: Von Dornbirn zum Hohen Freschen führen zwei (Haupt-)Wege, schöner ist jener über den Dornbirner First. Der Binnelgrat ist das Herzstück des Tages, ein aufregender Alpin-Steig, der nur bei Schönwetter zu empfehlen ist und absolute Trittsicherheit sowie den Einsatz der Hände fordert

Auf der Hütte: Das Freschenhaus ist noch bis 6. Oktober geöffnet, Info unter Tel. 0664/327 27 25 oder freschenhaus.at. Details zu allen Berghütten unter: alpenverein.at/huetten

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