Zum Krenreib’n ist die Kulinarik in der Region Bad Radkersburg wahrlich nicht. "Die drei Ks" sind hier im Herbst Programm. Zum Kren gesellen sich noch Käferbohnen – und natürlich der Kürbis, dessen Kerne zum "grünen Gold" Kürbiskernöl gepresst wird. Kein Gasthaus, keine Buschenschank verzichtet darauf. Kein Wunder, schließlich ist Erntezeit. Eine gute Gelegenheit, sich eingehender mit diesen kulinarischen Genüssen zu beschäftigen.
Wer den jungen Bauer Daniel Zweifler auf seinem Hof besucht, wird Kren künftig mehr Respekt entgegenbringen. Der Anbau der an sich robusten Wurzel ist ziemlich aufwendig. Pro Hektar sind rund 1000 Arbeitsstunden notwendig. In Handarbeit. Interessanterweise sind die Wurzen dem Spargel nicht unähnlich, abgesehen von der Schärfe. Beide wachsen in kleinen Erddämmen. Aber der Krensetzling wird nur in der Steiermark quer in die Erde gesetzt. Das ist mit ein Grund für die außergewöhnliche Schärfe des Steirerkrens, erklärt Zweifler.
Vor einigen Jahren hat der er mit fünf anderen jungen Bauern mit dem Krenanbau eine Nische erschlossen. Die Kren-Nachfrage ist groß – nicht nur bei der Gastronomie der Region. Immerhin darf er die geschützte Ursprungsbezeichnung "g.g.A." (EU-Zeichen für Produkte mit geschützter geografischer Angabe) tragen. Auch kulinarisch wurde die scharfe Wurzel in dieser südsteirischen Region aus ihrem Dornröschenschlaf geholt. Und das ist etwas, auf das sich Krenliebhaber durchaus freuen können. Kren kann weit mehr, als Brettljause, Würstel oder Käferbohnensalat zusätzliche Würze zu geben oder als altes Hausmittel gegen Bakterien und Fieber zu wirken. Die Küchenchefs lassen ihrer Kreativität freien Lauf und verarbeiten die Wurzel auch mal zu Süßspeisen wie Kreneis oder Creme Brulee.
Zweifler produziert ebenso Kürbiskernöl. Daraus stellt Lebensgefährtin Sarah Vleij auch Kürbiskernlikör her. Sie hat, wie fast jeder hier, ihr eigenes Rezept. Wer glaubt, es wird lediglich Eierlikör mit dem Öl gemischt, irrt. Sie verrät nur, dass unter anderem Magermilch und ein wenig Puddingpulver in die Mischung kommen.
Experimentiert wird auch auf dem Hof "Bäcksteffl" in Dietzen. Die Familie von
Michaela Hofer hat sich der Käferbohne verschrieben und im ehemaligen Schweinestall ein kleines Museum namens "Käferbohnenkabinett" eingerichtet. Die junge Hausherrin vermittelt auch sympathisch, dass die braun-violett gesprenkelte Bohne noch mehr kann, als im Käferbohnensalat eine gute Figur zu machen. Sogar bis zu Süßspeisen und süßen Aufstrichen reicht ihr Rezeptportfolio.
700 Jahre alte Stadt
Die Region rund um die 700 Jahre alte, als Abwehrfestung gebaute Stadt Bad Radkersburg mit ihrem mediterranem Lebensgefühl, malerischen Plätzen und Thermalwasser, scheint ein guter Boden für Innovationen rund um regionale Produkte zu sein. Nicht weit entfernt lädt Sepp Majczan Hausgäste und Besucher der hofeigenen Ölmühle auf sein Spezialrezept ein. Während Sohn Robert in der neuen Ölmühle frisch presst, wirft der Senior den Herd an, um seine Spezial-Eierspeis’ zu braten. Und das geht so: das Kürbiskernöl ganz langsam erwärmen Zwiebel darin anschwitzen und die verquirlten Eier mit einer Schaufel sanft hin und herbewegen. Durch die Wärme nehmen die Eier den typischen Ölgeschmack viel besser auf, erklärt er. "Aber man muss das Öl von Anfang an immer bewegen, es darf keinesfalls zu rauchen beginnen", warnt er.
Traminer-Hochburg
Jetzt fehlt nur noch der Wein zum südsteirischen Genuss. Der lässt sich wunderbar beim Wandern und Radfahren entlang der Weingarten-Wege genießen. Das eine oder andere Verkostungsglas in den regionalen Weinbauorten Tieschen und Klöch sollte man sich nicht entgehen lassen. Vor allem Klöch hat als Traminer-Anbaugebiet einen guten Ruf. Er ist heute ein Markenzeichen des kleinen Orts. In den frühen 1980er-Jahren hatte die Rebe an Bedeutung verloren und sollte gerodet werden.Doch die örtliche Winzergemeinschaft begann den Wein, dessen Aroma oft mit Rosenduft beschrieben wird, neu zu positionieren. Die Rose ist auch das Logo der Gemeinschaft, die nur Weine tragen dürfen, die den Qualitätskriterien der Gemeinschaft entsprechen. Und die Tropfen sind längst vielfältiger, als man denkt. Heute lässt sich Wein in allen Ausbaustufen, von lieblich bis trocken, herstellen.
Info
Anreise Im Auto von Wien: A2 (Abf. Ilz) über Feldbach. Von Graz: A9 (Abf. Vogau) über Gleisdorf.
– Ferienwohung Ferienhof Majczan, z. B. 31 m²/2 Personen ab 38 €. www.majczan.at
– Das Hotel-Restaurant "Schöne Aussichten" (Fam. Müller, gehobene Küche) inmitten von Weinbergen auf einem Hügel. Zimmer ab 51 €. www.schoeneaussichten.at
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