„Wir sind nicht die SOKO Donau“

„Wir sind nicht die SOKO Donau“
Die Schifffahrtsaufsicht bekommt brandneue Boote. Der KURIER durfte die Behörde bei einer Kontrollfahrt begleiten.
Von Uwe Mauch

Durch das Linzer Tor strömt die Donau selbstbewusst, bei Hochwasser auch reißend, auf die Hauptstadt Oberösterreichs zu. Nicht alle Donauschiffer können ihr dabei folgen, weiß der erfahrende Kapitän der MS Linz.

Manchen Kahn drückt die Strömung derart hart ans Ufer, dass ein Notruf abgesetzt werden muss. Peter Skorianz kennt die Strom-Gefahren. Seit 1982 ist er auf der Donau unterwegs, seit 1988 mit eigenem Patent. Er blickt Steuerbord voraus, lächelt: „In dieser Zeit ist schon viel Wasser runtergeronnen.“ Nach dem wirtschaftlichen Untergang der DDSG blieb der Sohn einer Donauschiffer-Dynastie auf dem Wasser und wechselte zur Schifffahrtsaufsicht. Die bekommt in den nächsten Monaten für ihre sechs Dienststellen entlang der Donau sechs brandneue Motorschiffe.

Souveräne Behörde

„Wir sind nicht die SOKO Donau“
Blick in den Bauch eines Dienstboots
Die Boote werden in der Schiffswerften AG im Linzer Hafen gefertigt. Ihr Designer Daniel Huber erklärt dort die kantige, nüchterne Formensprache: „Die Boote sollen die Souveränität der Behörde betonen. Das sind keine Yachten, sondern schwimmende Arbeitsplätze.“

Naheliegend: Die Linzer Kollegen haben vor wenigen Tagen das erste Boot für ihren Wach-Dienst übernommen. Und zeigen sich grundsätzlich zufrieden. Gerne gezeigt wird uns die 180-Grad-Wende bei voller Geschwindigkeit. Keine Spielerei. Im Ernstfall geht es oft um Sekunden. Automatisch kann das Motorschiff auch beregnet werden, wodurch die Bergung eines brennenden Öltankers erleichtert wird.

„Wir sind nicht die SOKO Donau“, tritt Diplomingenieur Reinhard Vorderwinkler einem modernen Klischee entgegen. Vorderwinkler ist der Leiter Schifffahrtsaufsicht, die ein Teil des Verkehrsministeriums ist. Was der Chef von derzeit 34 Beamten sagen will: Seine Leute jagen keine Verbrecher, auch keine Menschenschmuggler, sie regeln den Verkehr auf der Wasserstraße. Der ist vor allem aufgrund der gut gebuchten Kreuzfahrtschiffe in den vergangenen Jahren mehr geworden.

Harte Schale, weicher Kern. Der Oberaufseher ist gewiss streng, in erster Linie aber gerecht. Er sagt: „Wir brauchen auf der Donau keinen Dolmetscher und auch kein Wachzimmer. Wir machen uns alles auf dem Boot aus.“ Mit seiner Philosophie sei er bisher immer gut gefahren: Wer als Behörde Freund und Helfer ist, muss nicht befürchten, dass er von den Schiffern belogen wird.

Verkehrssünder

Die Wahrheit kommt am Ende des Tages immer raus. Vor allem, wenn sie wieder einen vor dem Untergehen gerettet haben. So viel Gelassenheit ist aber auch deshalb möglich, weil Verkehrssünder auf der Donau nicht allzu weit kommen: „Wenn sich einer nicht an die Spielregeln hält, haben wir ihn bei der nächsten Schleuse.“ Mehr stresst Vorderwinkler die mangelnde Erfahrung vieler Kapitäne und Matrosen. Der Kostendruck steigt auch auf der Donau, wie die Pegel nach Hochwasser. Der Beamte wundert sich über die grob Fahrlässigen „Wenn die Papiere nicht passen, halten wir das Schiff sofort an. Das kostet sie am Ende viel mehr.“

Die Ansicht, dass die Rechtsbrecher vor allem aus dem Osten kommen, kann er nicht teilen: „Schwarze Schafe gibt es hüben wie drüben.“ Ein gutes Auge für Gefahren, nicht zuletzt vor Treibgut im Frühjahr, hat Oberinspektor Günter Viehböck. Er hat zuvor viele Jahre als Schleusenwärter in Ottensheim gearbeitet, macht seine Arbeit gern. Sein Credo: „Für die Donau musst du geboren sein.“

Spirit Design. So heißt das Wiener Kreativbüro, das in Österreich die Quadratur des Kreises geschafft hat. Für Siemens und die ÖBB haben Daniel Huber und seine Mitarbeiter das Produkt- und Markendesign des Railjets erarbeitet, um dann auch das Erscheinungsbild der Westbahn zu gestalten. Weitere prominente Kunden: Rosenbauer-Feuerwehrautos, Telekom Austria, AVL List, CAT City Airport Train, Deutsche Telekom, Flughafen Wien, OMV, Red Bull, Steyr Motors sowie Wien Energie.

34 Beamte regeln auf 350 Flusskilometern den Verkehr

Auf dem österreichischen Abschnitt der Donau geht laut Statistik Austria der Anteil der Güterschiffe weiter zurück. Gestiegen ist hingegen das Transportvolumen (im Vorjahr 10,7 Mio. Tonnen) und die Anzahl der Donau-Kreuzfahrtschiffe. Den Verkehr auf dem 350 km langen Flussabschnitt zwischen Passau und Hainburg regeln 34 Beamte. Ihr Chef, Reinhard Vorderwinkler, lobt deren Effizienz. Für die geringe Anzahl an Planposten hätten seine Leute die Donau relativ gut im Griff.

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