Donaukreuzer im Schönheitsschlaf
Dort, wo in den Sommermonaten rund 200 Beinpaare entlangspazieren, ist Maler-vlies ausgelegt. Hinter den Panoramafenstern ist nicht die schöne blaue Donau, sondern schneebedecktes Hafengelände. Im Speisesaal steht Tischlerwerkzeug statt einer reich geschmückten Buffet-Tafel und in der Lounge sind die edlen Barhocker hochgestellt. „Erst kürzlich wurde neues Parkett verlegt“, erklärt Rolf Lange, der leitende technische Offizier der A-Rosa Riva.
Geisterschiff
Die Riva macht an diesem grauen Vormittag den Eindruck eines Geisterschiffs – wäre da nicht die stetige Geräuschkulisse von Handwerkszeug und eines leise rauschenden Radios. Der gesamte Alltag der bunt zusammengewürfelten Truppe spielt sich auf dem 4-Sterne-Kreuzer ab. Den Luxus, den das Schiff im Wert von zehn Millionen Euro seinen Passagieren bietet, betrachten sie aus respektvoller Entfernung. Klar, man könne schon in die Sauna oder den Fitnessraum gehen, aber ausnutzen wolle das Angebot keiner, sagt Lange. Man habe ohnehin alle Hände voll zu tun. Gearbeitet wird von 8 bis 17 Uhr, oft aber auch bis in die Nacht.
Bei Laune halten
Zur Abwechslung kommen Grillpartys im Schnee, gemeinsame Filmabende oder ein spannendes Tischtennis-Match gerade recht. „Man muss die Crew bei Laune halten. Der Spaß darf nicht zu kurz kommen, wenn man so lange gemeinsam auf engstem Raum ist.“
Bevor die Riva und die drei anderen Kreuzer der deutschen Reederei im März auslaufen, macht die Wintermannschaft erst einmal Urlaub. Lange will zu seiner Familie nach Rostock und denkt langsam an die Pension. Aber vorher, so sagt er, ist noch viel zu tun. „Es wird immer was kaputt.“
Josef Eidenberger ist der Herr über den Linzer Handelshafen. Jetzt, im Winter, ist es ruhig in seinem Revier. Im Becken liegen derzeit 16 Kreuzfahrtschiffe im Winterschlaf. Etwa 14 weitere, die für Wartung und Reparatur in die Werft müssen, sind nebenan im Winterhafen. „Wir hatten schon Jahre, da waren es doppelt so viele“, erklärt der Hafenmeister.
Linz ist für Reedereien der Donauschifffahrt ein beliebter Standplatz für die kalte Jahreszeit. Die Werft ist nahe, viele Zuliefererbetriebe sind im Großraum Linz angesiedelt und der Sicherheitsfaktor im Hafen ist hoch – und das, obwohl nur Eidenberger als Linz-AG-Angestellter über das Gelände wacht. Warum, ist schnell erklärt: „Dadurch, dass hier so viele Schiffe so nahe beieinander liegen, ist es viel sicherer als irgendwo entlang der Donau. Man braucht pro Schiff nur zwei Matrosen, die ständig anwesend sind. Da schauen die Nachbarn aufeinander.“ Das Risiko für Vandalismus oder Einbrüche sei verschwindend gering.
Abgerechnet wird pro Quadratmeter und Woche. Mit 137 Metern Länge kommt das größte und lukrativste Schiff von der Rheinschifffahrt Köln-Düsseldorf (KD). Eidenberger kümmert sich – quasi als „Hausmeister“ – um Mietverträge, Müllabfuhr, Strom- und Wasserversorgung. Die Saison ist von Ende September bis Anfang März. Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling legen die Donau- und Rheinkreuzer gen Urlaub ab.
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