Direktverbindung zu den Sternen

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All-Tourismus: Vom Trip ins All träumen viele. Statt mit Raketen soll es nun mit einer "Eisenbahn" ins Orbit gehen. Wie realistisch ist das

Männer mit Muskeln sind wieder gefragt. Der Transport ins All, mit dem Weltraum-Lift oder der Magnetschwebebahn, ist nichts für Schwanenhälse, sondern etwas für Stiernacken. Die 1000 Kilometer Strecke in den erdnahen Orbit wird nämlich mit einem Tempo von 9 km/s zurückgelegt. Für diesen Trip braucht’s viel Kraft.

"Das sind 3 G (die dreifache Erdanziehung, Anmerkung) , die dich in den Sitz drücken. Der Kopf wiegt statt fünf 15 Kilo. Angenehm ist das nicht, aber auszuhalten." Sagt der Wiener TU-Physiker Florian Aigner – der für den KURIER die verrücktesten Zukunftstechnologien in der Raumfahrt eingeschätzt hat.

- Die "Eisenbahn" Das ist eine Magnetschwebebahn für den Weltraum, die derzeit von der Firma Startram Orbital Launch System entwickelt wird (www.startram.com) . Vom Prinzip her ein Transrapid, aber 50-mal so schnell wie der irdische Personenzug. 600 km/h sind zu langsam, um das Raumfahrzeug auf die richtige Geschwindigkeit für die Umlaufbahn zu beschleunigen. Voraussetzungen: Der Starttunnel muss evakuiert sein, die Luft über Ventile entweichen können, ansonsten verglüht der Weltraum-Zug durch die Luftreibung. Chance auf Realisierung? Aigners private Einschätzung: "Eine geringe." Selbst wenn die Geld- und Energie-Probleme gelöst wären, wo sollte ein Vakuumtunnel stehen, der zwei mal so lang ist wie Österreichs Ausdehnung von West nach Ost?

- Der Klassiker: Vom All-Jet träumen Forscher seit den 1940er-Jahren. Die Idee für einen Space-Lift hatte der russische Mathematiker Konstantin Tsiolkovsky, 1885. Aigner: "Beim Aufzug gibt es nur ein einziges ungelöstes Problem, das Material." Vereinfacht besteht der Weltraum-Aufzug aus einem 40.000 km langen Seil, das senkrecht von der Erdoberfläche ins All führt. An seinem Ende hängt ein Gewicht, das aufgrund der Fliehkraft der Erddrehung wie der Sitz eines Kettenringelspiels das Seil straffhält. Mit der Entdeckung der Kohlenstoff-Nanoröhrchen hat die Forschung neuen Schwung erhalten. Ein Band aus diesem extrem stabilen Material könnte die Lösung sein – in 20 Jahren. Bei Tests schafften Mini-Aufzüge der TU München 150 Meter in 52 Sekunden, die Kletterer wogen 5,6 kg.

Hat die Menschheit nicht größere Sorgen? Aigner: "Es gibt dümmere Sachen, für die man Geld ausgeben kann. Die Apollo-Mission war billiger als der Vietnam-Krieg."

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