Zynische Energiepolitik

Zynische Energiepolitik
Lässt Deutschlands Ausstieg aus der Atomkraft alte Ost-AKW länger glühen?

Na, bravo: Die Bundesrepublik Deutschland hat im März acht Atommeiler älteren Typs gesperrt - während Russland gerade die Laufzeit seiner AKW mit veraltetem Sicherheitsstandard um 15 Jahre verlängert (siehe Seite 5) . Wenn man davon ausgeht, dass deutsche AKW wohl ordentlicher gewartet sind als Reaktoren vom Typ Tschernobyl, dann hat die nach Fukushima und unter dem Druck von zwei Landtagswahlen gefällte Entscheidung Angela Merkels die Welt nicht grüner gemacht. Im Gegenteil: Tschechien, das heuer schon sieben Mal so viel Strom nach Deutschland verkaufte wie 2010, plant einen massiven Ausbau der "billigen" Atomkraft.

Natürlich ist an dieser Situation nicht allein Deutschland "schuld". Weltweit ist der Energie-Hunger gestiegen: Wir im Westen hoffen, dass sparsamerer Energie-Einsatz an Bedeutung gewinnen (und für Österreich auch ein lukratives Geschäftsfeld) wird, ebenso wie "grüne Energie". Davon hat die Alpenrepublik dank Wasserkraft eine Menge: Das ist vor allem Glück der Topografie, aber kein Grund, sich Atomenergie-Ländern gegenüber moralisch überlegen zu fühlen. Es ist - siehe oben - nämlich ganz schön zynisch, sich als Vorzeigeland zu präsentieren und gleichzeitig Strom aus alten Atommeilern zu importieren.

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