Zerstörung ohne Ziel

Zerstörung ohne Ziel
Ein Militärschlag gegen den Iran bringt keine Lösung, nur unkalkulierbare Risken.

Tag für Tag rückt eine Militäraktion gegen den Iran näher. Unklar aber bleiben nicht nur die Konsequenzen eines Angriffs, sondern auch, was man politisch eigentlich damit erreichen will. Das liegt einerseits am Iran, dessen Antwort auf einen Luftschlag unkalkulierbar ist: Von Raketen auf Israel über einen Angriff der verbündeten Hisbollah aus dem Libanon bis zu einer Terrorwelle scheint alles möglich – Katastrophenszenarien bis hin zu einem Flächenbrand in Nahost inklusive. Noch fataler aber ist, dass der Westen nicht weiß, was er danach mit einem militärisch gedemütigten Iran anfangen soll. Die Mullahs und ihr Handlanger Ahmadinejad werden ihr Atomprogramm nicht stoppen, auch wenn es um zehn Jahre zurückgebombt wird. In dieser Frage weiß das Regime die traditionell besonders patriotischen Iraner hinter sich. Also wird es nach dem Angriff fester im Sattel sitzen als zuvor. Ein tatsächlicher Einmarsch in den Iran aber, um die Mullahs gewaltsam zu stürzen, wäre nicht nur militärisch, sondern auch politisch ein Hasardspiel.

Auch UdSSR war kontrollierbar

Die wahre iranische Gefahr, der wachsende Einfluss des Gottesstaates vom Irak bis nach Afghanistan, lässt sich mit Bomben ohnehin nicht aus der Welt schaffen.

Dass Israel mit einem nuklear gerüsteten Iran nicht leben will, ist verständlich. Doch für ein atomar hochgerüstetes Land wie Israel, das die Supermacht USA hinter sich hat, wäre es leicht, auch eine Atommacht Iran zu kontrollieren. Das Argument, das

Regime in Teheran sei viel zu fanatisch, um kontrollierbar zu sein, lässt sich leicht entkräften. Galt Stalins Sowjetunion nicht auch als fanatisch und unkontrollierbar? Und doch funktionierte die Eindämmungspolitik des Westens über Jahrzehnte gut. Denn die Herren im Kreml haben mit den Langbärten in Teheran eines gemeinsam. Am wichtigsten ist ihnen, an der Macht zu bleiben – bis ihnen ihr wirtschaftliches Versagen das Kreuz bricht.

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