Wut & Witz gegen Wilders’ Online-Hetze

Wut & Witz gegen Wilders’ Online-Hetze
Niederlande: Einwanderer auf seiner Website „vernadern“ – Geert Wilders sorgt einmal mehr für einen Sturm der Empörung.

Ja“ oder „nee“ kann man auf sechs simple Fragen klicken, die da etwa lauten: „Lärm?“, „Trunkenheit?“, „Gibt es Probleme?“, „Arbeitsplatzverlust durch Osteuropäer?“ Wer will, schildert auch noch kurz seine höchstpersönlichen Erfahrungen mit den rund 200.000 bis 350.000 Arbeitsmigranten aus Mittel- und Osteuropa in den Niederlanden – und fertig ist die Post für Geert Wilders und seine rechte Freiheitspartei (PVV). Über 40.000 Mails sollen bereits eingelangt sein, seit Wilders seine heftig umstrittene, fremdenfeindliche Webseite „Meldepunkt“ vor gut einer Woche online stellte.

Früher waren es die muslimischen Einwanderer aus Marokko. Jetzt sind es die Zuwanderer aus Osteuropa, gegen die der mit einer gebürtigen Ungarin verheiratete Wilders Stimmung macht. Als EU-Bürger haben diese das Recht, in den Niederlanden zu leben und zu arbeiten. Doch deren „massenhafte Arbeitsimmigration“, so die Diktion des Populisten mit den wasserstoffblond gefärbten Haaren, führe zu „Belästigung, Verschmutzung, Wohnungsnot, Verdrängung vom Arbeitsplatz“. Deshalb habe die PVV, so Wilders, eine Plattform geschaffen, auf der sich Niederländer vom Typ „Henk und Ingrid“ beschweren könnten.

Der Sturm der Empörung hob sofort an, aber ungeachtet aller Proteste bleibt „Meldepunkt“ online. Die Botschafter von zehn ost- und mitteleuropäischen Ländern verurteilten deshalb in einem offenen Brief die Hetze des Rechtspopulisten: „Das ist diskriminierend und entwürdigend.“ Dringend appellierten sie an die „politischen Verantwortlichen, sich von dieser bedauerlichen Aufforderung zu distanzieren“.

Meinungsfreiheit

Von der Mitte-rechts-Regierung von Premier Mark Rutte war bisher noch kein Ton der Zerknirschung zu hören. Im Gegenteil, maulte der wirtschaftsliberale Premier: „Lassen Sie uns die PVV nicht zu wichtig machen.“ In den Niederlanden herrsche Meinungsfreiheit und außerdem, so Rutte, handle es sich nicht um die Ansichten der Regierung. Diese tut sich mit Kritik an Geert Wilders umso schwerer, als Ruttes wackeliges Kabinett nur mit Duldung der fremdenfeindlichen PVV regieren kann. Das EU-Parlament will sich hingegen am 13. März sehr wohl mit der umstrittenen Webseite beschäftigen. Auch Premier Rutte ist eingeladen, sich zu äußern.

Witz und Ironie sind dagegen die Waffen, mit denen so mancher Neo-Niederländer Geert Wilders kontert: Der polnisch-niederländische Rapper Mr. Polska etwa lancierte die Webseite: „Meldestelle wertvolles Miteinander“. Darin fordert er auf, schöne Erlebnisse mit den osteuropäischen Zuwanderern zu schreiben. Nach dem Motto: „Spaß?“, Nette Musik?“

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