Wir gehen nur noch 560 Meter täglich
Mehr als 1,7 Milliarden Kilometer gingen die Österreicher im vergangenen Jahr zu Fuß. Viel zu wenig, wie eine aktuelle Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) ergab. Noch vor zehn Jahren ging jeder Österreicher 227 Kilometer pro Jahr, gemeinsam kratzte man an der 2-Milliarden-Grenze. Nun schaffen wir nur noch 205 Kilometer im Jahr, pro Tag sind das gerade einmal 560 Meter.
Doch warum sind die Österreicher immer gehfauler? Auf die Frage nach den Ursachen gibt es für VCÖ-Expertin Bettina Urbanek mehrere Antworten: "Zum einen hat sich die Nahversorgung verschlechtert. Immer mehr kleine Geschäfte sperren zu." In vielen Städten gibt es die großen Einkaufszentren nur am Stadtrand, die nur mit dem Auto erreichbar sind. "Dort wird dann gleich ein Wocheneinkauf erledigt", sagt Urbanek.
Gleichzeitig fehlt es auf Freilandstraßen an Gehwegen. In den Städten wiederum sind viele Gehsteige nicht breit genug. Oft muss es aber auch an der viel zitierten österreichischen Gemütlichkeit liegen, ist doch laut Experten jede zehnte Autofahrt kürzer als einen Kilometer.
Gesundheit
Geht es nach Gesundheitsexperten sollte man das Auto stehen lassen. "Wenn man sonst keine Bewegung macht, sollte man zumindest 2,5 bis drei Kilometer pro Tag gehen. Optimal wäre aber die doppelte Strecke", sagt Sylvia Titze,
Sportwissenschaftlerin an der Uni Graz. Von der Intensität her sei dabei eine Geschwindigkeit von rund fünf Stundenkilometer empfehlenswert. Damit lasse sich das Risiko für Volksleiden wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ II reduzieren
Gehfreudige Rumänen
Die EU hat bereits die Laufleistung der EU-Bürger untersucht. Österreich schneidet da an fünftletzter Stelle ab. Nur acht Prozent gehen demnach hierzulande täglich zu Fuß. Noch gehfauler sind nur Deutsche, Luxemburger, Malteser und Zyprioten. Spitzenreiter ist Rumänien. Dort erledigen 34 Prozent ihre täglichen Wege zu Fuß.
Dafür fahren 62 Prozent der Österreicher täglich mit dem Auto, der EU-Schnitt liegt bei 55 Prozent. Vor allem in den neuen EU-Ländern wird - auch aus finanziellen Gründen - noch wenig mit dem Auto gefahren. Laut VCÖ gibt es in Österreich auch Unterschiede.
Besonders lauffaul seien die Niederösterreicher, knapp gefolgt von den Kärntnern und Steirern. Am besten schnitten in der TU-Studie aus dem Jahr 2006 die Tiroler ab. Sie gingen fast ein Drittel mehr als die Niederösterreicher. Im Mittelfeld bewegen sich die Wiener, Oberösterreicher und Vorarlberger.
Expertin Urbanek fordert daher, dass die Fußgänger stärker berücksichtigt werden, auch weil die Preise für Treibstoff in den nächsten Jahren steigen werden: "Verkehrsberuhigte Zonen, Shared Space und Tempo 30 schaffen ein fußgängerfreundlicheres Klima. Auch die vielen Straßenschilder haben am Gehsteig eigentlich nichts verloren." Der VCÖ will nun in einer Umfrage erheben, wie zufrieden die Österreicher mit den Bedingungen für Fußgänger sind und welche Maßnahmen gewünscht werden. Interessierte können auf www.vcoe.at teilnehmen.
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