Vom Ich zum Du zum Wir

Vom Ich zum Du zum Wir
Schulbesuch: In der Praxisvolksschule Krems wird nach vielen Methoden unterrichtet. Kinder lernen vieles über sich und ihre Umwelt

Frau Lehrerin, schreibt man ,blond" mit weichem D?", fragt der achtjährige Alexander (Name von der Redaktion geändert). Der Bub füllt gerade einen Zettel aus, auf dem er viele Fragen über sich selbst beantworten muss: Wo bin ich geboren? Wo wohne ich? Wie groß und schwer bin ich?

Die wenigsten Schüler der 2. Klasse der Praxisvolksschule der KPH (Kirchliche-Pädagogische Hochschule) Krems wissen alles über sich. Viele kennen ihr Gewicht und ihr Größe nicht. Deshalb hat Lehrerin Heidi Svehla heute eine Waage und eine Messlatte mitgebracht.

Svehla ist Lehrerin für "soziales Lernen" – ein eigenes Fach in Krems. Kinder erfahren hier viel darüber, wer sie sind. "Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass ein Kind überha upt lernen und die Welt entdecken kann. Gemeinsam mit Mitschülern und der ganzen Klasse", sagt Svehla. Das wisse man aus der Motivationsforschung.

Die erste Lektion lernen gerade Lisa und Alex an der Messlatte. "Sei vorsichtig, wenn du den Stab nach unten schiebst", ermahnt die Lehrerin Alex, als er Lisa misst: Konzentriert liest er: "130 weniger 2 Striche. So groß ist Lisa. Mmh, dann ist Lisa 1 Meter 28 groß." Maria und Ria wissen schon mehr über sich: "Wir sind beide genau 1,28 Meter und wiegen beide 25 kg".

Leitspruch

Direktorin Sigrid Bannert ist das Miteinander in der Schule wichtig: "Vom Ich zum Du zum Wir. So lautet unser Leitspruch", fasst sie das zusammen, was Lehrerin Svehla Kindern vermitteln will. Wie gut die Schüler selbst, aber auch mit Freunden oder in der Klasse sich auf Neues einlassen, zeigen sie im "offenen Unterricht".

Juliana meistert gerade ihre Deutsch-Übung allein. Sie liegt im Eingangsbereich auf einer Matte und konzentriert sich auf ihre Aufgabe.

An einem Tisch neben ihr sitzen zwei Buben und zwei Mädchen. Gemeinsam brüten sie über Textaufgaben: "Die Wiese hat eine Fläche von 200 ", meint Max. "Kann nicht sein", korrigiert ihn Lea. "Da muss eine andere Antwort hin. Denn der Fußballplatz ist schon so groß." Aber was ist jetzt richtig? Die vier diskutieren so lange, bis sie die Lösung gefunden haben. "Kinder lernen am besten von Gleichaltrigen. Deshalb sind offene Lernformen so wichtig", ist Banner überzeugt.

Aber auch den Frontalunterricht gibt es noch –, wenn auch spannender als einst bei der Oma. In Krems stehen einige Smart­boards – überdimensionale Bildschirme, die an einen PC angeschlossen sind. Und in der 1A lernen alle gemeinsam und gleichzeitig Englisch. Mit der muttersprachlichen Lehrerin singen und hüpfen sie zum Lied "One, two, three, four, five, jump".

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