US-Wahlkampf: "Wie in einem Tollhaus"
Ach, Libyen", stammelte Herman Cain hilflos und fiel dann vor laufender Kamera in Schweigen. Die Frage, ob der republikanische Präsidentschaftskandidat die Libyen-Politik von US-Präsident Obama unterstütze, hatte Cain sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. Nach quälend langer Funkstille tastete er sich schließlich vor: "Obama hat den Aufstand unterstützt. Das ist doch so? Ich will nur sicher gehen, das wir über dasselbe sprechen, ehe ich sage, ob ich zustimme oder nicht."
Doch eine Antwort blieb der Mann, der nächster US-Präsident werden möchte schuldig - ebenso wie ein Eingeständnis, dass sein blankes Unwissen über amerikanische Außenpolitik peinlich sein könnte. Gleich drei Tage drauf zerbrach er sich den Kopf über den Einfluss der Taliban in Libyen. Dass die in Afghanistan zu finden sind, störte ihn dabei wenig.
In den Umfragen schaden Herman Cain solche Patzer inzwischen spürbar. Lange Zeit als Favorit gehandelt, ist er jetzt wieder deutlich hinter den seriöseren, aber auch viel langweiliger anmutenden Ex-Gouverneur Mitt Romney zurückgefallen. Derzeit in Führung, das Partei-Urgestein Newt Gingrich, einst als Mehrheitsführer im Kongress Bill Clintons Erzfeind.
Schweren Schaden hat hingegen der ultra-konservative texanische Gouverneur von Texas genommen: Rick Perry, der am liebsten mit dem Breitschwert Budgetkürzungen erzwingen möchte, fiel im Lauf einer TV-Debatte plötzlich nicht mehr ein, welche drei Regierungsbehörden er überhaupt gleich abschaffen würde. "Ministerium für Handel, und dann ... äh, Bildung und" - und dann kam nichts mehr. 53 Sekunden vergingen, ein nervöser Perry blätterte in seinen Unterlagen, das Publikum lachte und Perry musste schließlich eingestehen: "Das dritte fällt mir gerade nicht ein. Sorry. Ups."
Tea-Party-Liebling
Doch die Krone für Patzer und Pannen im konservativen Bewerberfeld gebührt Michele Bachmann. Sie empörte sich jüngst darüber, dass Präsident Obamas Indien-Besuch pro Tag 200 Millionen Dollar gekostet habe - ein Bekannter hatte dem Liebling der rechten Tea Party den blanken Unsinn eingeflüstert. Kaum ein Auftritt, in dem die optisch-aparte Fünffachmutter nicht in ein Fettnäpfchen steigt. Dem republikanischen Partei-Establishment, das zunächst glaubte, wegen der Wirtschaftskrise Obama bei den Wahlen spielend besiegen zu können, kommt angesichts der Pannenserie langsam das Grausen.
"Das ist ja wie in einem Tollhaus", empörte sich zuletzt der frühere Stabschef von Ex-US-Präsident Ronald Reagan. "Diese Leute soll man doch als fähig sehen, ein Land zu regieren!" Der konservative Senator Lindsey Graham fürchtete gar, die allzu oft ahnungslosen Kandidaten würden den Ruf der gesamten Partei beschädigen. Doch die Pleite-Kandidaten Cain und Bachmann konterten unisono: Die Fehler seien eben nur der Beweis, dass man "authentisch und kein "gelackter Polit-Profi aus Washington" sei.
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