Ungarn: Kein Doktortitel mehr für Präsident

Ungarn: Kein Doktortitel mehr für Präsident
In der Plagiatsaffäre rund um Pal Schmitts Dissertation ist nun auch die Universität für den Entzug des akademischen Grades.

Seit Wochen steht der ungarische Präsident Pal Schmitt unter Plagiatsverdacht - jetzt dürfte der Beweis erbracht und die Entscheidung gefallen sein: Die Semmelweis-Universität, an der Schmitt vor 20 Jahren promoviert hat, spricht sich für die Aberkennung seines Doktortitels aus.

Eine Kommission der Semmelweis-Universität hatte in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht festgestellt, dass Schmitt große Teile seiner 1992 an der damaligen Budapester Sportuniversität eingereichten Doktorarbeit von zwei anderen Autoren wörtlich übernommen hatte. Zudem gebe es in seiner gesamten Arbeit keine Fußnoten und keine kenntlich gemachten Zitate. Die Kommission machte jedoch die Sportuniversität dafür verantwortlich, dass sie den damaligen Präsidenten des Ungarischen Olympischen Komitees (MOB), Schmitt, nicht auf die Fehler hingewiesen hatte und dieser dadurch "glauben konnte, dass seine Arbeit den Anforderungen entspricht".

Jetzt hat der für Doktoratsfragen zuständige Rat der Budapester Uni allerdings auch offiziell eine Aberkennung befürwortet. Das teilte der Rat am Donnerstag in Budapest nach einer Sitzung mit, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Der Vorschlag werde an den Senat der Universität weitergeleitet, hieß es; eine Entscheidung könnte noch am Donnerstag fallen.

Schmitt will bleiben

Pal Schmitt hatte zuvor noch betont, dass er auf seinem Posten bleiben wolle - das Ergebnis der Überprüfungskommission bestätige seine Entscheidung. Er habe "keinen einzigen Augenblick an Rücktritt gedacht", da er nicht aus dem Grunde zum Staatschef gewählt wurde, was für eine Doktorarbeit er vor 20 Jahren geschrieben habe, sondern "wahrscheinlich wegen sonstiger anderer Qualitäten".

Am Dienstagabend demonstrierten Hunderte Menschen vor dem Parlament in Budapest und forderten Schmitt auf, "seinen Hut zu nehmen". Sie bezichtigten zugleich Premier Viktor Orban und dessen Fidesz-MPSZ-Partei einer Mitschuld. Abgeordnete der oppositionellen Grünen LMP hielten während der Demonstration ein Transparent aus dem Fenster des Parlaments mit der Aufschrift "Land ohne Folgen?".

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