Südsudan: Die Welt hat einen neuen Staat

Mit Musik und Hupkonzerten feierte die südsudanesische Bevölkerung die Loslösung von Khartum.

Der Südsudan ist ein unabhängiges Land. Der Südsudan hat am Samstag offiziell seine Unabhängigkeit erklärt. Die Erklärung wurde von Parlamentspräsident James Wanni Igga in der Hauptstadt Juba verlesen. Bereits um Mitternacht läuteten Kirchenglocken den historischen Tag ein, und Trommelrhythmen begrüßten den 54. Staat Afrikas. In der Hauptstadt Juba wurde der Tag der Staatsgründung mit einem Feuerwerk begrüßt.

In Juba hatten die Einwohner bereits am Freitagabend mit Musik, Hupkonzerten und zahlreichen Veranstaltungen ihre eigenen Unabhängigkeitsfeiern gestartet. Kleinlaster und Privatwagen waren ebenso wie Straßenlaternen mit der neuen südsudanesischen Nationalflagge geschmückt. Mangels echter Blumenpracht verzierten Plastikblumen die Hauptstraße vom Flughafen. Es waren schon zahlreiche Ehrengäste eingetroffen, unter anderem UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und der sudanesische Präsident Omar al-Bashir. Im Jänner hatte sich die südsudanesische Bevölkerung einem Referendum mit überwältigender Mehrheit für die Loslösung von Khartum entschieden.

UN-Friedensmission unterwegs

Am Vortag der Unabhängigkeitserkärung beschloss der UNO-Sicherheitsrat die Entsendung einer Friedensmission in den neuen Staat. 7000 Soldaten und 900 zivile Mitarbeiter sollen beim Erhalt der Sicherheit des Südsudan helfen. In der am Freitag in New York beschlossenen Resolution betonte der UNO-Sicherheitsrat die "lebenswichtige Rolle der Vereinten Nationen" zur Stärkung der nationalen Autoritäten. Der amtierende Vorsitzende des Sicherheitsrates, Deutschlands UNO-Botschafter Peter Wittig, sprach von einem "starken Signal der Unterstützung für den neuen Südsudan".

Das Mandat der bisherigen UNO-Mission im Sudan (UNMIS) läuft am Samstag aus. Khartum hat sich gegen eine Verlängerung der Mission im Norden ausgesprochen. 12.000 UNO-Soldaten überwachten die Umsetzung des Friedensabkommens zwischen den beiden Landesteilen.

Leiterin der UNO-Mission im Südsudan wird die bisherige Vizedirektorin des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF, Hilde Johnson. Die frühere norwegische Ministerin war an den Verhandlungen beteiligt, die im Jahr 2005 zum Friedensabkommen zwischen dem Nord- und Südsudan führten, das der Unabhängigkeit des Südens den Weg bahnte. Das Abkommen beendete einen über 20 Jahre dauernden Bürgerkrieg, in dem mindestens zwei Millionen Menschen ums Leben kamen. Das Abkommen sah ein Unabhängigkeitsreferendum im Süden des Landes vor.

Zankapfel Öl

Der Norden erkannte den neuen Staat bereits am Freitag formal an. Allerdings untermauerten Unruhen an der zukünftigen Grenze am letzten Tag der Einheit Sorgen über die zukünftige Stabilität. Der neuen Republik Südsudan gehören rund 75 Prozent der bekannten Ölvorräte des Landes. Nach eigenen Angaben verliert die Regierung im Norden durch die Spaltung mehr als ein Drittel ihrer Einnahmen. Viele Fragen sind nach wie vor offen, so der Status von Südsudanesen im Norden oder die genaue Verteilung der Öl-Einnahmen. Dem Norden gehört die einzige Ölleitung im Land und er hat mit der Blockade gedroht, sollte der Süden zu wenig für die Nutzung zahlen.

Die Grenzen zwischen den beiden Staaten sind noch nicht bis ins letzte Details festgelegt. Wichtigster Zankapfel ist die ölreiche Region Abyei, in der noch eine Volksabstimmung stattfinden soll. Im Mai vertrieben nordsudanesische Truppen die südlichen Streitkräfte aus der Grenzregion. Im Juni wurde ein Abkommen zur Entmilitarisierung und Stationierung tausender UNO-Soldaten in Abyei geschlossen.

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