Spindelegger: "Das kann sich niemand vorstellen"

Spindelegger: "Das kann sich niemand vorstellen"
Statt mit der Welt der Diplomatie ist der Außenminister als Chef der VP-Regierungsmannschaft nun tagtäglich mit den Niederungen der Innenpolitik konfrontiert - seine sehr persönliche Bilanz.

KURIER: Wie waren für Sie die ersten hundert Tage als ÖVP-Chef und Vizekanzler?
Michael Spindelegger:
Unglaublich dicht. Ich hatte de facto keine Zeit zum Überlegen, musste binnen weniger Tage mein Team zusammenstellen, dann kam gleich die Regierungsklausur. Fad ist mir nicht geworden.

Was war die größte Herausforderung?
Das Schwierigste war, alles unter einen Hut zu bringen. Ich habe eine Tour durch alle Bundesländer gemacht. Zur Regierungsarbeit kam die Öffentlichkeitsarbeit und natürlich musste ich auch mein Ressort führen.

Haben Sie sich diesen Job so vorgestellt?
Das kann sich niemand vorstellen, was das für eine Aufgabe ist.

In Umfragen lag die ÖVP zuletzt auf dem dritten Platz. Von neuem Schwung ist da nichts zu merken.
Wir haben aufgeholt und sind wieder Zweite. Das ist natürlich nicht genug. Die Herausforderung ist es, auf Platz eins zu kommen. Entscheidend ist, was wir in der Regierung weiterbringen. Umfragen sind wie ein Parfüm, sagt man: Man soll daran riechen, aber man soll es nicht trinken.

Die vergangenen Wochen waren geprägt von ÖVP-internen Schwierigkeiten - von der Bundeshymne über das EU-Budget bis zur Kritik aus der Steiermark.
So etwas ist in der Geschichte der ÖVP immer wieder passiert. Das kommt auch in anderen Parteien vor. Entscheidend ist, wie man das managt. Mit Hermann Schützenhöfer habe ich mehrmals sehr ausführlich gesprochen. Die Bundeshymne ist erledigt. Und was Othmar Karas betrifft, gilt wohl, dass der Standort den Standpunkt bestimmt.

Was haben Sie sich in der Regierung und Partei für die nächsten 100 Tage vorgenommen?
Wir wollen uns verstärkt den inhaltlichen Themen, die für unsere Zukunft wichtig sind, widmen: Familie, Sicherheit und Integration. Und selbstverständlich wollen wir weiter in der Bundesregierung konstruktiv zusammenarbeiten. Die Eurokrise ist eine große Herausforderung, aber auch das Budget 2012. Für Abwechslung ist gesorgt.

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