Spekulationen um israelischen Iran-Angriff

Spekulationen um israelischen Iran-Angriff
Premier Netanyahu will möglichst schnell den Beschluss für eine Attacke erreichen - Hintergrund: die mögliche Atomwaffen-Bedrohung.

In Israel drücken die Falken, angeführt von Premier Benjamin Netanyahu, wieder gehörig aufs Tempo. Im Kabinett sind angeblich sechs Minister für einen schnellen Angriff auf den Iran, um dessen Atomprogramm zu stoppen, sechs dagegen (von zweien weiß man die Position nicht). In Einzelgesprächen versucht der Regierungschef die Skeptiker umzustimmen.

Da kommt ihm der am Donnerstag von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) präsentierte jüngste Iran-Report – der KURIER berichtete – entgegen: Darin wird Teheran eine massive Ausweitung seines Nuklear-Programms und eine mögliche Verwischung von Spuren einer militärischen Komponente vorgeworfen.

Bereits davor hatten in israelischen Geheimdienstkreisen alle Alarmglocken geläutet: Einerseits soll der 2006 kaltgestellte "Vater des iranischen Atomwaffenprogramms" wieder im Einsatz sein – westliche Experten vergleichen den 51-jährigen Top-Physiker Mohsen Fakhrizadeh mit Robert Oppenheimer, der in den 1940er-Jahren die Entwicklung der US-Atombombe überwachte. Andererseits ging aus Satellitenbildern hervor, dass die Anlage Parchin mit riesigen Planen vor Luftaufnahmen abgeschirmt wurde – um ungestört agieren zu können. Zudem sollen zentrale unterirdische Atomanlagen zusätzlich mit dicken Gesteinsblöcken vor Angriffen geschützt werden.

Zeitfenster schließt sich

In Israel – der Iran spricht dem Land das Existenzrecht ab – ist man davon überzeugt, dass nach Fertigstellung dieser Arbeiten bunkerbrechende Bomben keine Wirkung mehr zeigen. Das Zeitfenster für Militärschläge schließe sich also, meinen Experten.

Die USA stehen aber auf der Bremse, zumal Präsident Barack Obama in der heißen Phase des Wahlkampfes keinen weiteren Krieg brauchen kann. Zudem sei das iranische Atomprogramm mit einem etwaigen Angriff nicht komplett zu eliminieren, es würde im besten Fall um 18 Monate zurückgeworfen, bekräftigte erst diese Woche US-Generalstabschef Martin Dempsey.

Trotz hoher Risiken für Israel – Raketen auf Tel Aviv und andere Städte, Massenpanik, Wirtschaftskollaps etc. – rührt Netanyahu die Kriegstrommel. Bei der UN-Vollversammlung in New York Ende September will er den Iran als "größte Gefahr für den Weltfrieden" brandmarken.

Der Iran zeigt sich unbeeindruckt. Der oberste Religiöse Führer, Ayatollah Ali Khamenei, betonte, Teheran werde sein Recht auf die friedliche Nutzung der Kernenergie nicht aufgeben. Der jüngste IAEO-Bericht wurde als "politisch motiviert" zurückgewiesen.

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