Soldat missbraucht: Vizeleutnant angeklagt

(Symbolbild)
Ein Salzburger Vizeleutnant soll einen Rekruten zum Oralverkehr gezwungen haben. Er wurde fristlos entlassen - und angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat Anklage gegen einen 51-jährigen, ehemaligen Vizeleutnant wegen des Verdachtes des sexuellen Missbrauchs erhoben. Der mittlerweile fristlos entlassene Vertragsbedienstete aus Kärnten soll am 24. August 2011 in der Salzburger Schwarzenbergkaserne Oralverkehr bei einem anfangs noch schlafenden, 20-jährigen Rekruten vollzogen haben.

Die Anklage sei bereits zugestellt, teilte die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, Barbara Feichtinger, am Dienstag der APA auf Anfrage mit.

Übergriff nach privater Feier

Soldat missbraucht: Vizeleutnant angeklagt
Auch die Intelligenz der Rekruten wurde von Ausbildner recht derb in Zweifel gezogen: "Du hast einen Intelligenzquotienten wie eine Bodenfliese", "Sautrottel" oder "Depp" umfasste hier das Repertoire an "unangebrachten Ausdrucksweisen", wie es im Bericht heißt. Auch Drohungen kamen vor: "Ich werde euch wetzen, bis ihr Blut speibts".

Der Vorfall ereignete sich gegen 1.00 Uhr nach einer privaten Feier auf dem Kasernengelände in Wals-Siezenheim. Der zivile Vertragsbedienstete hatte die Feier außer Dienst gemeinsam mit dem Rekruten besucht. Beide Männer konsumierten Alkohol.

Als der Grundwehrdiener über Kreislaufbeschwerden und Atemnot klagte, bot ihm der Unteroffizier an, er werde ihn zum Krankenrevier bringen. Allerdings fuhr er den schwer alkoholisierten 20-Jährigen zu seiner privaten Unterkunft in der Kaserne und legte den Soldaten auf sein Bett.

Der Rekrut schilderte in seiner behördlichen Einvernahme, dass er zuerst noch geschlafen und dann bemerkt habe, dass der Mann Oralverkehr an ihm vollzog. In der Anklage heißt es, dass der Vizeleutnant den Zustand des 20-Jährigen zur Begehung der Tat ausgenutzt hat.

Nach dem Missbrauch soll der Unteroffizier sein Opfer noch unter Druck gesetzt haben, nichts von den Geschehnissen zu erzählen. Doch am nächsten Tag meldete der Bursch den Vorfall seinen Vorgesetzten. Der Vizeleutnant wurde daraufhin fristlos entlassen.

Neuropsychiater Ernst Griebnitz aus Salzburg hat den Kärntner begutachtet und ihm Zurechnungsfähigkeit attestiert. Eine sexuelle Störung konnte der Sachverständige nicht erkennen, der Beschuldigte agiere aber unter Alkoholeinfluss enthemmt, erklärte die Staatsanwältin.

Der entlassene Vertragsbedienstete begab sich nach dem Vorfall in psychologische Behandlung in eine Klinik und befindet sich derzeit im Krankenstand. "Er ist geständig, sprach aber von Erinnerungslücken", sagte Feichtinger. Der Kärntner war bereits vor dem sexuellen Übergriff auf den Soldaten dreimal wegen gleichgeschlechtlicher, unzüchtiger Übergriffe an Rekruten ermahnt worden. Diese Handlungen seien aber noch nicht strafrechtlich relevant gewesen, erläuterte Feichtinger.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft Salzburg lautet auf "sexuellen Missbrauch einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person" (Paragraf 205 StGB). Dem bisher unbescholtenen Vizeleutnant droht eine Freiheitsstrafe bis sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

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