Schande Europas

Daniela Kittner
Der 1. Mai sollte ein Tag des Aufschreis über die Jugendarbeitslosigkeit sein.

Man versetze sich in die Lage eines Jugendlichen: Er/sie arbeitet sich durch die Schule, vielleicht bis zur Matura; er/sie absolviert eine Berufsausbildung oder kämpft sich unter widrigen Umständen durch ein Studium. Und dann, wenn es endlich so weit ist, selbstständig ins Leben zu treten, hallt es aus der Gesellschaft zurück: Wir brauchen dich nicht.

Es ist eine Schande, wie viele Jugendliche in Europa diese traurige Erfahrung machen müssen: Jeder Zweite in Spanien und Griechenland, jeder Dritte in Italien und Portugal, jeder Vierte in Frankreich, jeder Fünfte EU-weit und immerhin noch fast jeder Zehnte in Österreich. Ohne Job keine eigene Wohnung, keine Familiengründung, kein selbstbestimmtes Leben. Keine Anerkennung in einer Gesellschaft, die ihre Mitglieder in hohem Maß über Leistung beurteilt.

Viele Jugendliche sind bewusste Europäer, sie kennen nichts anderes als die EU und den Euro. Aber Europa rechtfertigt das Vertrauen seiner Jugend derzeit nicht. Dem Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit müsste alles untergeordnet werden – wenn schon nicht aus Empathie, dann wenigstens aus Selbstschutz: Eine Jugend ohne Arbeit ist das Ende des europäischen Wohlfahrtsmodells.

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