Saudi-Arabiens Kronprinz Nayef gestorben

Saudi-Arabiens Kronprinz Nayef gestorben
Saudi-Arabien verliert innerhalb von nur acht Monaten seinen zweiten Thronfolger. Der erzkonservativ Prinz war 37 Jahre lang Innenminister.

Kronprinz Nayef Bin Abdulaziz al-Saud ist in Genf gestorben, meldete am Samstag das Staatsfernsehen. Der 79-Jährige war Ende Mai, wenige Wochen nach seiner Heimkehr von einem längeren Krankenhausaufenthalt in den USA, neuerlich zur medizinischen Behandlung ins Ausland gereist, ohne dass die Destination bekanntgegeben wurde.

Der Halbbruder von König Abdullah war längere Zeit in Cleveland im US-Staat Ohio behandelt worden. Welche gesundheitlichen Probleme er hatte, war der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt worden. Der als erzkonservativ geltende Prinz war seit 37 Jahren Innenminister des Königreichs. Er war im Oktober 2011 zum Thronfolger ernannt worden, nachdem Kronprinz Sultan im Alter von 86 Jahren gestorben war.

Top-Terroristen flohen

Kronprinz Nayef gehörte zu dem einflussreichen sogenannten Sudairi-Clan, der die Nachkommen des 1953 verstorbenen Reichsgründers König Abdulaziz Ibn Saud und seiner Lieblingsfrau Hassa Sudairi umfasst. Der regierende König Abdullah entstammt dagegen mütterlicherseits dem syrischen Geschlecht Jilouvi und ist der einzige Sohn seiner Mutter.

In seiner Funktion als Innenminister galt Kronprinz Nayef als Hardliner, der ebenso unerbittlich gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida wie gegen die politische Opposition vorging. Nach einer Welle von Anschlägen nach 2003 zerschlug der königliche Sicherheitsapparat die Zellen von Al-Kaida sowie die mit ihnen verbundenen Hilfsorganisationen in Saudi-Arabien und zwang ihre Anführer zur Flucht. Seine Strategie, militante Islamisten mittels religiöser Unterweisung "auf den rechten Weg" zurückzuführen, ging jedoch nur teilweise auf. Etliche Top-Terroristen flohen, nachdem sie sich als reuige Sünder präsentiert hatten, in das Nachbarland Jemen, wo sie ihren "Kampf gegen die Ungläubigen" fortsetzten.

 Auf Nayefs Sohn, den stellvertretenden Innenminister Prinz Mohammad Bin Nayef, verübte ein Selbstmordattentäter 2009 einen Anschlag. Er sprengte sich in dessen Villa in Jeddah (Dschidda) in die Luft. Der Vize-Innenminister und Chef der Terrorabwehr war dabei leicht an der Hand verletzt worden.

Nayef hatte unter den konservativen Klerikern, die in Saudi-Arabien großen Einfluss haben, starken Rückhalt. Den westlichen Lebensstil verabscheute er. Sprach man in seiner Anwesenheit von den Freiheiten der Frauen in anderen Staaten, wies er stets auf die dortige Prostitution hin.

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