Russland: Nukleare Zeitbombe in U-Boot

Russland: Nukleare Zeitbombe in U-Boot
Experten schlagen Alarm: In einem in nur 33 Meter Tiefe versenkten Atom-U-Boot in der Karasee droht eine Kettenreaktion.

Russische Experten warnen vor einer Atomkatastrophe in der Karasee: Laut einem ARD-Bericht droht in einem 1981 heimlich versenkten U-Boot eine nukleare Kettenreaktion – und im schlimmsten Fall die radioaktive Verseuchung der Barentssee, dem weltweit wichtigsten Kabeljau-Fanggebiet.

Das betreffende Atom-U-Boot "K 27" liegt östlich der Insel Novaja Semlja in der Bucht von Stepovoy in nur 33 Meter Tiefe auf Grund. Nun könnte der defekte Atomreaktor durch eindringendes Meerwasser außer Kontrolle geraten, berichtete die ARD-Sendung "Report Mainz" unter Berufung auf eine interne Vorlage des russischen Umweltministeriums für den Kreml.

Die Nordmeerflotte hatte die "K 27" nach einem Störfall, bei dem neun Seeleute eine tödliche Strahlendosis abbekamen, heimlich versenkt. Seither entweicht Radioaktivität aus dem Atom-U-Boot. Die eigentliche Gefahr ist laut den Experten aber der hochangereicherte Kernbrennstoff im Reaktor: Es besteht die "hohe Wahrscheinlichkeit einer unkontrollierten Kettenreaktion".

"Die Brennstäbe werden möglicherweise zerstört. Es werden größere Löcher in die Bootshaut gerissen", erläuterte Reaktorsicherheitsexperte Wolfgang Renneberg in dem ARD-Bericht die Folgen. "Das radioaktive Material, das im Kern ist, kann im schlimmsten Fall vollständig und kurzfristig freigesetzt werden."

Umweltdesaster

Den Experten zufolge muss die "K 27" bis spätestens 2014 gehoben werden. Andernfalls besteht die Gefahr einer Umweltkatastrophe durch fehlende Schutzbarrieren. Der ARD-Bericht nannte noch ein weiteres U-Boot, das bis 2014 gehoben werden müsse.

Doch das sind nicht die einzigen nuklearen Zeitbomben: Die Karasee ist seit Jahrzehnten ein Atommüll-Friedhof. Vor Novaja Semlja lagern Tausende Container mit Kernbrennstäben, Dutzende Schiffe mit radioaktivem Material und sogar ganze Atomreaktoren. Die Versenkung erfolgte oft in krassem Widerspruch zu internationalen Vorschriften – selbst U-Boote wurden nahe der Küste und in weniger als 50 Meter Tiefe versenkt. Umweltschützer warnen schon lange davor, dass die Strahlung durch Strömungen verbreitet werden könnte.

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