Russland: Bares für Hinweise

Wer Hinweise gegen Russlands Unterwelt liefert, kann sein Einkommen aufbessern. Experten sind skeptisch.

Kooperation mit den Rechtsschutzorganen soll sich künftig für Bürger Russlands bezahlt machen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ab kommendem Jahr will die Polizei für Hinweise aus der Bevölkerung, mit denen Verbrechen verhindert oder aufgeklärt werden können bis zu 330.000 Rubel springen lassen. Das sind 8200 Euro und aus Sicht von Wladimir Wassiljew, Chef des parlamentarischen Sicherheitsausschusses, eine Summe, bei der selbst hartgesottene Verbrecher schwach werden und ihre Kumpane ausliefern könnten.

Unabhängige Experten indes sind eher skeptisch: In Russlands Unterwelt - vor allem bei Drogendealern - gehen andere Summen über den Tisch. Auch dürfte der Topf schnell leer sein. Ganze 280 Millionen Rubel - umgerechnet sieben Mio. Euro - soll das Innenministerium in einem Brief an Regierungschef Wladimir Putin als Informanten- Honorar bei der landesweiten Verbrechensbekämpfung gefordert haben. Die Entlohnung hängt zum einen von der Schwere des Verbrechens ab, zum anderen vom Wert der gelieferten Information.
Gezahlt wird erst, wenn diese sich als wasserdicht erwiesen hat. Wer bewusst falsche Informationen liefert, kommt zudem selbst hinter Schloss und Riegel. Damit sollen Racheakte aus persönlichen Gründen vermieden werden.

Moralisch verkommen

Dessen ungeachtet löste das Vorhaben in der Öffentlichkeit heftige Diskussionen aus. Die Polizei, so Insider wie der Abgeordnete Wassiljew, habe für zweckdienliche Hinweise stets in Bar bezahlt, durfte die Honorare jedoch nicht als solche in die Bilanzen einstellen. Nun würden die Schwarzgeld-Konten endlich legalisiert. Kollege Alexander Gurow aus der KP-Fraktion dagegen erklärte, eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder nur mit Geld zur Kooperation bei der Verbrechensbekämpfung bewegen kann, sei moralisch verkommen und dem Untergang geweiht.

Skeptisch ist auch die russische Polizeigewerkschaft: Viele Zeugen, lautet die Begründung würden trotzdem schweigen, weil sie Rache fürchten. Zwar stellt sie auch seit Jahren in Russland ein Gesetz unter Schutz, unterlaufen wird es jedoch häufig ausgerechnet von korrupten Polizisten, die Mafia-Bossen Adresse und Hausnummer ihrer Informanten "verkaufen".

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