Rio+20: "Alibi-Konferenz bringt nichts"
Es ist die größte Konferenz aller Zeiten, die kommenden Mittwoch im brasilianischen Rio de Janeiro beginnt. Mehr als 50.000 Vertreter von Regierungen, darunter rund 100 Staats- und Regierungschefs, von Umwelt- sowie Entwicklungshilfe-Organisationen und Medien werden drei Tage lang Konzepte diskutieren, die ein nachhaltiges Überleben des Planeten sichern sollen. Und das 20 Jahre nach dem ersten derartigen Anlauf – ebenfalls in Rio.
"Seit damals wurden einige Probleme gelöst. Ich denke an den sauren Regen oder die Zerstörung der Ozonschicht. Aber es bleibt noch vieles zu tun", sagte Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich am Dienstag. Denn die Welt "fährt seit Jahren mit überlastetem Motor, aber wir müssen deswegen nicht stehen bleiben, sondern im richtigen Tempo weiterfahren".
Ein Stillstand sei schon deshalb nicht möglich, da in den kommenden 20 Jahren global 50 Prozent mehr Lebensmittel und Energie nötig seien. Mit "Green Economy" (Grüner Wirtschaft), die "grünes Wachstum" und "grüne Jobs" schaffe, sei das möglich, sagte Berlakovich.
"Bio-Weltmeister"
"Ökologie und Ökonomie sind vereinbar", so der Umweltminister, der die heimische öko-soziale Marktwirtschaft in Rio als Modell präsentieren will. "Bei uns beträgt der Anteil an erneuerbarer Energie 32 Prozent. Außerdem sind wir Bio-Weltmeister: Auf 20 Prozent der Anbauflächen wird biologisch produziert." Dass Österreich die Klimaschutzziele klar verfehlt, erwähnte Berlakovich nicht.
Vom Gipfel in Rio erwartet er sich, dass konkrete Ziele mit Zeitplänen verabschiedet werden. "Denn eine Alibi-Konferenz bringt niemandem etwas." So sollen bis 2030 alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen haben (derzeit fehlt dies 2,6 Milliarden Erdenbürgern). Zudem sollen Investitionen in die Landwirtschaft die Nahrungsmittelsicherheit garantieren (derzeit leidet fast eine Milliarde Menschen an Hunger). Und der Anteil an erneuerbarer Energie (global liegt er bei 16,7 Prozent) soll verdoppelt werden. Der Minister rechnet aber mit großen Widerständen seitens der "neuen Player" auf der Weltbühne, wie China oder Indien, "die sich keinen Spielregeln unterwerfen wollen".
Indirekt kritisierte Berlakovich jene Staats-und Regierungschefs, die der Konferenz fernbleiben, weil sie offenbar nicht an ein positives Ergebnis glaubten – auch Österreichs Kanzler Werner Faymann hat abgesagt. Grünen-Chefin Eva Glawischnig dazu gestern im Rahmen eines Parlamentarischen Nord-Süd-Dialogs: "Wir befinden uns in einer globalen Gerechtigkeitskrise, der man sich stellen muss."
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