Rio: Trübe Aussicht auf "Erd-Gipfel"
Um den Tagungsort, 45 km von Rio de Janeiros Zentrum entfernt, ist der Luftraum im Umkreis von vier km gesperrt. 15.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz, um den heute so richtig beginnenden Mega-UN-Gipfel zum Thema nachhaltige und gerechte Sicherung unseres Planeten zu gewährleisten. Mehr als 50.000 Teilnehmer haben sich angesagt, darunter gut 100 Staats- und Regierungschefs. Sämtliche Hotels sind ausgebucht, und das bei Preisen von bis zu 635 Euro pro Nacht.
Enorm viel Aufwand, für wenig Output, wie es aussieht – zumal zentrale Player, wie US-Präsident Obama, sein russischer Kollege Putin, die deutsche Kanzlerin Merkel und der britische Premier Cameron Rio vorsorglich meiden. "Wir können froh sein, wenn die Ergebnisse nicht hinter die Beschlüsse von 1992 zurückfallen", sagt Alexander Egit von Greenpeace-Österreich. Der Öko-Veteran war schon beim ersten derartigen Gipfel in Rio 1992 dabei und ist auch zur Konferenz "Rio+20" angereist.
"Die Zukunft, die wir wollen", lautet das im Entwurf noch sehr weiche Abschlussdokument. Darin geht es um Entwicklung für die Ärmsten (knapp jeder siebente Erdenbürger hungert, jeder fünfte lebt von weniger als einem Euro pro Tag), die Sicherung der Umwelt (Stichwort Klimawandel) sowie die der natürlichen Ressourcen, die wir 1,3-Mal schneller verbrauchen als sie sich regenerieren können. Und das alles bei stabilem Wirtschaftswachstum.
Zauberformel
"Grüne Ökonomie", lautet die Zauberformel auf dem "Erd-Gipfel". "Die Wende kann gelingen", sagt dazu Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogrammes UNEP. Dazu müssten bis 2050 jährlich zwei Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes in den ökologischen Wandel investiert werden – das wären fast 1,1 Billionen Euro. Alleine die Streichung der Subventionen auf fossile Brennstoffe, die laut Schätzungen weltweit bei 475 Milliarden Euro pro Jahr liegen, würde eine Menge "Kohle" bringen. Ein weiteres UN-Ziel in diesem Kontext: Der Anteil von erneuerbarer Energie soll bis 2030 weltweit auf 30 Prozent verdoppelt werden.
Einzig beim Schutz der Meere könnte in Rio tatsächlich ein Durchbruch erzielt werden: Die geschützten Gebiete könnten von einem auf 40 Prozent steigen.
Insgesamt gibt es drei Blöcke, die einander gegenseitig blockieren: Die Europäer drängen auf "klare Ziele und Zeitpläne" (Umweltminister Berlakovich) vor allem im Klimaschutz; die USA, Russland und Kanada sind gegen multilaterale Verpflichtungen; und die Entwicklungs- sowie Schwellenländer (vor allem China und Indien) fordern von den reichen Staaten technische und finanzielle Hilfe bei der Armutsbekämpfung und beim Klimaschutz. Doch krisenbedingt sind die Geldtöpfe in den USA und in Europa leer.
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