Reifeprüfung für Ministerin Schmied

Reifeprüfung für Ministerin Schmied
Lehrer: Mit Entlastung bei der Bürokratie will sie ein neues Dienstrecht durchsetzen. Die Zentralmatura will sie mit höheren Prüfungstaxen retten.

Morgen ist alles gut" – das steht auf einer Tafel im Bildungsministerium. Es ist eine verbale Mutinjektion für Claudia Schmied; die rote Ressortchefin steht vor ihrer Reifeprüfung. In zwei Hauptfächern muss sie bestehen: der Zentralmatura und dem neuen Lehrerdienstrecht.

Ihr Plan für die standardisierte AHS-Matura missfällt Lehrern, Eltern und Schülern. Schlecht vorbereitet sei das Ganze, klagen sie; das Projekt dürfe nicht schon im Schuljahr 2013/’14 starten.

Da ein "Fürchtet euch nicht" nicht reiche, wie Schmied sagt, will sie die Skeptiker mit einem Testlauf überzeugen: 2012/’13 soll allen Siebtklässlern möglich sein, eine Probematura über den Stoff bis zum Ende der 7. Klasse zu machen. "Da kann die Zentralmatura gefahrlos ausprobiert werden", sagt Schmied. Da vielen vor allem wegen der neuen Mathematik-Matura bang ist, gibt es diese 2012/’13 als Schulversuch – in den achten Klassen an neun Standorten.

Zudem ist Schmied weiter auf Werbetour in den Bundesländern. Diese Woche versucht sie, steirische Lehrer, Schüler und Eltern für ihr Vorhaben zu gewinnen.

Verordnungen vor dem Sommer

Reifeprüfung für Ministerin Schmied

Noch vor dem Sommer werde sie die Verordnungen zur Zentralmatura in den AHS und BMHS (da geht es erst 2014/’15 los) erlassen, sagt Schmied dem KURIER: "Das wird eine detaillierte Handlungsanleitung sein; etwa dafür, welche Hilfsmittel – vom Wörterbuch bis zum Taschenrechner – verwendet werden dürfen."

Den Entwurf zur Leistungsbeurteilung der Zentralmatura werde sie den Schulpartnern im Juni vorlegen, gelten solle die Verordnung ab September. Weiters garantiere sie, dass die Lehrbücher zeitgerecht den neuen Standards angepasst werden (daran zweifeln ja viele).

Einen "Durchbruch" kann Schmied schon vermelden: "Es gibt eine Einigung mit der Lehrergewerkschaft über die Prüfungstaxen, die die Lehrer für die Zentralmatura bekommen. Es gibt jetzt Abstimmungsgespräche mit dem Kanzleramt und dem Finanzministerium. Danach wird das Gesetz vorgelegt." Werden die Pädagogen für Reifeprüfungen künftig besser entlohnt? Die Ministerin sagt nur so viel: "Die vorwissenschaftliche Arbeit hat einen anderen Stellenwert, die Schüler werden auch anders als bisher vorbereitet."

Der Streit ums Geld

Von einem Durchbruch noch weit entfernt ist Schmied beim neuen Lehrerdienst- und Gehaltsrecht. Den AHS-Lehrervertretern behagt nicht, dass Pädagogen an Volks-, Hauptschulen bzw. Neuen Mittelschulen gleich viel gezahlt bekommen sollen wie jene an der AHS-Unterstufe (dort gibt es wegen der Uni-Ausbildung derzeit mehr).

Auch dass Schmied bei einer Klausur mit ihnen handelseins werden will, bekritteln die Gewerkschafter: "Die Ministerin weiß nicht, wovon sie spricht." Schmied verwahrt sich gegen solche Aussagen: "Dafür gibt es eine Gelbe Karte. Ich erwarte Wertschätzung. Das Konklave war ja nicht so gemeint, dass ich ein Konzept übergebe und wir sitzen dann da, bis die Gewerkschafter zustimmen. Das wäre ein naiver Zugang. Die Verhandlungen beginnen im Mai. Monatelang sollen sie aber nicht dauern, es sollte zügig gehen."

Wie viel Junglehrer fortan verdienen werden, will Schmied noch nicht beziffern. "Leute mit besonderer Verantwortung sollen jedenfalls mehr bekommen – etwa Klassenvorstände oder Mentoren, die Junglehrer begleiten." Und: Die Pädagogen würden nicht mehr mit Bürokratie belastet: "Es wird dafür eigenes administratives Personal geben. In vielen Volksschulen gibt es derzeit nicht einmal eine Sekretärin." Zudem würden, wie in Finnland, Sozialarbeiter und Psychologen an den Schulen sein: "Es darf ja nicht alles an den Lehrern hängen."

Prüfungsstoff: Schmieds Großprojekte

Zentralmatura

Ab 2013/’14 wird die Matura mit einheitlichen Aufgaben am selben Tag in ganz Österreich abgehalten. Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern geht das zu schnell – weil es in Deutsch und Mathematik nicht genug Zeit gebe, die Schüler auf das geplante Kompetenz-orientierte Modell (statt dem Abprüfen von Faktenwissen) gebe. Die Bundesschülervertretung hat eine Bürgerinitiative gestartet und verlangt eine Verschiebung. Schmied schließt das aus und hält eine "Informationsoffensive" dagegen – außerdem wird eine "Probematura" angeboten.

Lehrerdienstrecht

Im Mai starten die Verhandlungen der Gewerkschaft mit Schul-, Finanz- und Beamtenministerium. Die Einstiegsgehälter sollen angehoben, die Gehaltskurve (links) flacher werden. Auf Zahlen will sich keine Seite vorab festlegen – zumal offen ist, wie viele Stunden Lehrer in Zukunft zusätzlich in der Schule sein müssen. Offen ist auch, für welche Schultypen Lehrer in Zukunft einen Hochschulabschluss brauchen. Aus der Gewerkschaft heißt es: Bei vergleichbarer Ausbildung soll jedenfalls unabhängig vom Schultyp gleich viel bezahlt werden.

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