Prügelnder Faschist verklagt seine Opfer

Prügelnder Faschist verklagt seine Opfer
Griechenlands Wahlkampf ist um eine Skurrilität reicher: Der Abgeordnete, der in einer TV-Show zwei Politikerinnen attackiert hatte, verklagt seine Opfer.

Frechheit siegt – lautet offenbar das Motto von Ilias Kasidiaris, Pressesprecher der neo-faschistischen "Goldene Morgenröte" und seit der Vorwoche wohl einer der berüchtigtsten Politiker Griechenlands. Drei Mal hatte der 31-Jährige vergangenen Freitag Abend vor laufender Kamera auf eine kommunistische Abgeordnete eingeschlagen und einer anderen Politikerin von der linken SYRIZA ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. Ein spektakulärer Vorfall, selbst im an raue politische Töne gewöhnten Griechenland.

Drei Tage später zeigte Kasidiaris noch immer keine Spur von Reue – im Gegenteil. Vor einem Gericht in Athen reichte der Neo-Abgeordnete Klage gegen seine beiden Opfer sowie das Fernsehstudio ein. Die beiden Frauen hätten ihn bewusst provoziert, behauptete Kasidiaris. Das TV-Studio hätte ihn unrechtmäßig festgehalten: Angestellte des Studios hatten den Tobenden Freitag Nacht in einen Raum gesperrt, doch dem ehemaligen Mitglied einer Armeespezialeinheit glückte die Flucht. Gegen Kasidiaris wurde nun Haftbefehl erhoben.

Seiner neofaschistischen Partei dürfte der rechte Heißsporn keinen guten Dienst erwiesen haben. In allen griechischen TV-Sendern wird die Prügelszene rauf- und runter gespielt. Das Image der "Goldenen Morgenröte", die bei den Wahlen am 6. Mai immerhin sieben Prozent gewann, hat seither schwer gelitten. Damit steigt wieder die Hoffnung all jener Parteien, die Stimmen von der fremdenfeindlichen Protestpartei zurückgewinnen wollen.

Große Sorgen

Wenige Tage vor dem neuerlichen Urnengang in Griechenland ist die Sorge bei den meisten politischen Parteien groß: Noch immer zeichnet sich keine klare Mehrheit für jene Parteien ab, die für eine Fortsetzung des Spar- und Reformkurses eintreten. Ohne diesen aber droht Griechenland der Rauswurf aus der Euro-Zone. P­ASOK-Chef Venizelos forderte deshalb gestern nach den Wahlen eine Regierung der Nationalen Einheit. "Alles andere", warnte der schwergewichtige Chef der Sozialisten, "wird in den Stillstand führen. Denn keines der anderen Szenarios, die wir gerade durchspielen, sieht nach einer Lösung aus."

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