Porträt: Gummis für Große und Kleine

Porträt: Gummis für Große und Kleine
Der Kondom-Entwickler Jan-Vinzenz Krause weiß, was Männer im Bett brauchen. Die Industrie bemüht, sie müht sich.

Kondome gibt es inzwischen in allen Farben und Wandstärken, mit und ohne Noppen, mit künstlichen Aromen, in den unterschiedlichsten Packungen. Mit den Errungenschaften des modernen Marketings ist es auch gelungen, das schützende Präservativ aus dem Schmuddeleck herauszuholen und bei jungen Menschen gesellschaftsfähig zu machen.

Weniger zu bieten hatten bisher die Produktentwickler. Gut, der Gummi ist dünner geworden. Und er ist bei richtiger Handhabung verhältnismäßig sicher geblieben. Insofern hatte der gelernte Betriebswirt Jan-Vinzenz Krause relativ leichtes Spiel. Und so mutierte der heute 34-jährige Deutsche bald vom Kondom-Berater zum Kondom-Entwickler.

Sie haben geklagt

"Als Mitarbeiter einer deutschen Beratungsstelle habe ich viele Männer über die Kondom-Einheitsgrößen klagen gehört", erzählt Krause. "Dem einen sind sie zu groß, dem anderen zu klein." Mit fatalen Konsequenzen, wie er erfahren hat: "Ein zu eng anliegendes Kondom kann große Schmerzen bereiten, ein zu großes Kondom bietet wiederum nicht ausreichend Sicherheit."

Inzwischen kann er die Varianz der männlichen Geschlechtsorgane auch mit einer von ihm durchgeführten europäischen Studie belegen. Derzufolge haben die Franzosen mit gut 15 Zentimeter Penislänge die Nase vorne, und die zuletzt auch finanziell arg gebeutelten Griechen sind wieder einmal unter jenen, die zumindest organisch am wenigsten zu bieten haben.

Der EU-Durchschnitt liegt übrigens bei 14,27 Zentimetern, und Österreich liegt ein bisserl über dem Schnitt.

Er wurde belächelt

Eigentlich wollte er die traditionellen Kondomhersteller auf die Probleme der Männer aufmerksam machen: "Ich habe das wirklich über mehrere Jahre hindurch versucht. Ich wurde dabei immer nur belächelt. Daher habe ich am Ende meine eigene Firma gegründet."

Das war im Jahr 2008. Die Produkte von My Size gibt es längst auch in Österreich. Sie sind nicht nur in Sexläden und im Internet, sondern auch bei Bipa gelistet (10 Stück für 8,99 €). Der Name ist Programm: "Unsere Kondome gibt es in sieben verschiedenen Größen, von 47 bis 69 Millimeter", erklärt Männerversteher Krause. Mit Größe meint er nicht die Länge, sondern den Umfang des Schwellkörpers.

Die Geschäfte gehen gut, erklärt der Hersteller zufrieden. "In Österreich verkaufen wir bereits gut 25 Millionen Stück pro Jahr."

Mindestens so zufrieden wie die stabilen Bilanzzahlen macht ihn aber die Fanpost seiner Stammkunden. Jan-Vinzenz Krause zitiert aus zahlreichen Briefen, in denen Kunden euphorisch festgehalten haben, dass sich ihr Sexualleben grundlegend verbessert hat.

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