Piratenjäger: Zelle an Zelle mit Mubaraks
Kommt der gescheiterte Piratenjäger Hannes F. am Sonntag vor dem Staatssicherheitsgericht in Kairo frei? Ehefrau Lisa traut es sich nicht zu hoffen. Aber nach einer diplomatischen Offensive des Außenministeriums stehen die Chancen für den 32-jährigen Burgenländer nun recht gut.
Bei seiner Verhaftung am 2. November hatte er noch extrem schlechte Karten. Denn die russischen Weltkriegskarabiner, die er dabei hatte, waren echt, seine Einfuhrlizenzen hingegen waren falsch. Dass er die Gewehre nur braucht, um ab dem Hafen Suez einen italienischen Tanker gegen Piraten zu verteidigen, glaubten ihm die Sicherheitsbeamten nicht. Sie witterten einen terroristischen Hintergrund.
Seitdem sitzt Hannes F. im berüchtigten Tora-Gefängnis in Kairo. Und das in höchst prominenter Nachbarschaft: Die halbe ägyptische Führung sitzt auch dort. Unter anderem die Mubarak-Söhne Gamal und Alaa. Sie alle tragen, wie Hannes F., weiße Overalls.
Die Haftbedingungen im Tora sind brutal. Hannes F., der es vor seiner Verhaftung auf knapp 100 Kilo brachte, hat trotz Zusatzverpflegung 20 Kilogramm verloren. Vor diesem Gefängnis fürchten sich auch die Ägypter. So hat Ex-Staatschef Hosni Mubarak für den Fall seiner Einlieferung ins Tora mit Selbstmord gedroht. Für seine Anhänger wäre es „vorsätzlicher Mord“.
Rettungsaktion
Ehefrau Lisa fürchtet nicht unbegründet um das Leben ihres Ehemannes. Die 32-Jährige, die für die siebenjährige Tochter sorgen muss, setzte Himmel und Hölle in Bewegung. Maßgebliche Unterstützung bekommt sie vom Außenministerium. Chefjuristin Elisabeth Ellison-Kramer koordiniert die Rettungsaktion. Der österreichische Botschafter in Kairo, Thomas Nader, konnte einen Spitzenjuristen zu leistbaren Preisen organisieren. Generalkonsulin Sigrid Berka in Mailand gelang es, dem italienischen Auftraggeber eine Bestätigung für den Auftrag zur Schiffsbewachung abzuringen – kein leichtes Unterfangen in einer Branche, die extrem auf Diskretion bedacht ist. Der Präsident der Sicherheitsfirma hat sich sogar bereit erklärt, als Zeuge vor dem Gericht in Kairo zu erscheinen.
Der österreichische Militärattaché, Oberst Johann Hornung, hat einen Haftbesuch angekündigt. Das Bundesheer wird auch Bestätigungen für die Ausbildung des früheren Zeitsoldaten Hannes F. liefern. Beides wird vom Anwalt als äußerst hilfreich betrachtet.
Fälschung Die ägyptische Justiz scheint nun um eine rasche Erledigung bemüht. Es liegen Aussagen zweier Ägypter vor, die belegen, dass die Einfuhrgenehmigungen für die Waffen ohne Wissen von Hannes F. gefälscht wurden. Die Hauptverhandlung war am 27 Februar. Dass die erste Tagsatzung bereits am Sonntag ist, werten Beobachter als Sensation.
Lisa F. wird wieder dabei sein. Eigentlich ist sie längst pleite. Aber der Gastronom Thomas Tschurlovich vom Lokal „Bierkistl“ in Neudörfl hat ein Spendenkonto eingerichtet. Damit kann Lisa F. das Flugticket finanzieren.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare