"Pink Panther" narren die Polizei

"Pink Panther" narren die Polizei
Die gefürchtete Juwelier-Räuberbande ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Viele überfallene Opfer sind schwer traumatisiert.

23 Juweliere wurden heuer bereits überfallen – ein trauriger Rekord. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es bundesweit 19 Überfälle.

"Wir fragen uns, wer ist der Nächste? Die Branche lebt in Angst", erklärt Frank Thomas Moch, Gremialvorstand der Juweliere in der Bundeswirtschaftskammer.

Wie prekär die Situation ist, zeigt der Umstand, dass das Innenressort erstmals 20.000 Euro Belohnung auf Hinweise zur Ergreifung der Profis ausgesetzt hat (Infos an 01 / 31310 - 33800) . Hinter vielen der Blitzüberfälle steht die kriminelle Organisation der Pink Panther. Die Täter kommen aus Serbien und Montenegro und sind seit 2007 in Banden weltweit aktiv, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Europa.

Krisensitzung

"Pink Panther" narren die Polizei

Ende Juni trafen sich Ermittler aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Serbien in Wien zu einer Lagebe­sprechung. Denn drei der letzten vier Juwelierüberfälle in Österreich tragen die Handschrift der Pink Panther. Und im deutschen Gelsenkirchen konnten kürzlich fünf Bandenmitglieder festgenommen werden. "Sie haben auch in der Schweiz und in Wien Ziele sondiert. Wir rechnen aber, dass die gesamte Organisation bis zu 200 Leute umfasst", sagt Ewald Ebner, Büroleiter der Abteilung Allgemeine Kriminalität im Bundeskriminalamt (BK), und spricht von einer Organisation in Kompaniestärke.

Tatsache ist, dass die fünf in Deutschland Inhaftierten keine Angaben über die Drahtzieher machen konnten. Ebner: "Die Soldaten, also die jungen Männer, die die Überfälle durchführen, kennen die Hintermänner gar nicht. Sie bekommen meist telefonisch den Einsatzbefehl vom Organisator. In der Regel sind diese Blitzüberfälle Auftragsarbeiten." Der Organisator spioniert Tatorte aus, mietet Zimmer und übernimmt sofort die Beute.

In die Mündung geschaut

"Pink Panther" narren die Polizei

Karl Theuerer, Juwelier in der Landstraßer Hauptstraße in Wien, wurde heuer bereits zwei Mal (im Februar und im Mai) überfallen. Beide Male dürften die Pink Panther dafür verantwortlich gewesen sein.

"Beim zweiten Mal, am 15. Mai, dauerte der Überfall eine Minute und zehn Sekunden", schildert der Juwelier den professionellen Blitzüberfall. "Im Geschäft waren meine Mutter, die Angestellten und zwei Kunden. Wir mussten uns auf den Boden legen. Als ich aufgeschaut habe, habe ich in die Mündung einer Pistole geblickt. Ich hab’ mir nur gedacht: Nicht schon wieder! Hoffentlich sind’s bald weg."

Die Überfälle haben ihre Spuren hinterlassen. Theuerer: "Seitdem habe ich Angst, wenn ein Kunde schnell durch die Türe geht. Da reißt es mich richtig. Ich hab’ nie Angst gehabt. Jetzt aber fürchte ich mich, und deshalb mache ich mein Geschäft um 150.000 Euro zur Festung."

Promi-Juwelier bleibt vorerst untergetaucht

Der Society-Juwelier Ernst Klimitsch bleibt weiter verschwunden. Wie berichtet, hatte die Finanz bei einer Hausdurch­suchung in Wien-Hietzing Bargeld und Kunstgegenstände um mindestens zwei Millionen Euro beschlagnahmt.

Der Promi-Goldschmied soll über zwei Scheinfirmen Gold in Millionenhöhe über eine Ost-Connection nach Österreich geschmuggelt haben. Damit, so der Verdacht, wollte er sich Steuern und Abgaben um mehrere Millionen Euro ersparen. Um den Import zu ver­schleiern, investierte er einen Teil des geschmuggelten Goldes in Kunstwerke, glauben die Fahnder. Einige Exponate dürfte Klimitsch bei seinem Abtauchen mitgenommen haben. Womit auch wegen Geldwäsche gegen ihn ermittelt wird.

Aus dem Umfeld seiner Familie heißt es, dass nicht einmal seine Frau und seine Tochter wissen, wo sich Klimitsch befindet.

Seitens der Staatsanwaltschaft wurde noch kein Haftbefehl ausgestellt. Denn der Juwelier dürfte auf einen Deal mit den Behörden hoffen. Eine vorsichtige Bestätigung kam aus dem Finanzressort: "Es könnte sein, dass sich Herr Klimitsch in den kommenden Tagen stellt." Nachsatz: "Wenn nicht, werden wir in der kommenden Woche einen inter­nationalen Haft­befehl be­antragen."

Klimitschs Anwalt, Wolfgang Bernt, ist offiziell auf Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die Dimension der mutmaßlichen Straftaten lässt aufhorchen: Das Finanzstrafverfahren soll sich in zweistelliger Millionenhöhe bewegen.

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