Parteikollege rechnet mit Merkel ab

Parteikollege rechnet mit Merkel ab
Viele Unions-Politiker schließen sich der Abrechnung von Baden-Württembergs Altministerpräsidenten Erwin Teufel an.

Eigentlich wollte sich Angela Merkel bei ihrem Wanderurlaub in den Bergen erholen, aber die Nachrichten aus der Heimat müssen ihr die Ferienlaune ordentlich verderben. Denn ihr Parteikollege Erwin Teufel, der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, hat mit einem Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen Aufstand der Alten in der Union angezettelt. Immer mehr melden sich mit Kritik an der Kanzlerin und Parteivorsitzenden zu Wort.

Teufel, der im Frühjahr miterleben musste, wie die CDU ihr Stammland Baden-Württemberg an eine grün-rote Koalition verlor, hatte mit Merkels Kurs schonungslos abgerechnet. Viele treue Wähler der CDU würden deren Kernkompetenzen nicht mehr erkennen. Die Union habe ihr wirtschaftspolitisches Gesicht verloren. Und in der Europapolitik hätten Merkel und die anderen Regierungschefs in einer Nacht "weggeputzt", was Helmut Kohl und Theo Waigel aufgebaut hätten. Es fehle der Partei heute an Leuten "mit Bodenhaftung".

"Teufel spricht vielen in unserer Partei aus dem Herzen", gab CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach zu. Und auch Philipp Mißfelder, der Chef der Jungen Union, ortet "ein nicht geringes Maß an Frustration". Zahlreiche Mitglieder würden sich zurückziehen und aus den Debatten heraushalten. Der von Merkel demontierte ehemalige Wirtschaftssprecher Friedrich Merz legte nach: "Erwin Teufel hat leider mit allem recht. Die CDU verliert ihre Stammwähler und läuft dem Flugsand der Wechselwähler hinterher." Die Liste der namhaften Merkel-Kritiker ließe sich lange fortsetzen.

Regierungsumbildung erwartet

Als besonders schweren Schlag empfinden die Konservativen die von der Kanzlerin und ihrer Vertrauten, Bildungsministerin Annette Schavan, geplante Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems und den Ersatz der Hauptschule durch die integrierte Gesamtschule. Die Basis in Schavans Wahlkreis Ulm ist darüber so empört, dass eine erneute Kandidatur der Ministerin fraglich erscheint.

Merkel wird im Herbst alle Hände voll zu tun haben, um die zornigen Parteifreunde zu besänftigen. Allgemein wird eine Regierungsumbildung erwartet. Einen Vorteil hat die Kanzlerin: In der Union gibt es zu ihr keine Alternative.

Kommentare