Österreichische Polizei hilft Bosnien

Österreichische Polizei hilft Bosnien
Österreich reformiert für die EU die bosnische Polizei. Das erleichtert auch die Fahndung nach eigenen Kriminellen.

Bisher war es für die österreichische Polizei kaum möglich, einen Verdächtigen zu fassen, wenn sich der in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo versteckte. Auch Extremisten hatten in den bosnischen Bergen bisher ein ausgezeichnetes Rückzugsgebiet. Doch ab nun können Österreichische Fahnder gesuchte Mafiosi überall in der Republik Bosnien-Herzegowina aufspüren.

"EU Support to Law Enforcement" heißt das größte Polizeiprojekt in der Geschichte der EU. Spezialisten aus Österreich, Slowenien, Ungarn, dem deutschen Bundesland Brandenburg und von Transparency International sollen die bosnische Polizei auf europäische Standards bringen. Sieben Millionen Euro kostet das Projekt. Chef der Spezialstentruppe ist Karl Lesjak vom österreichischen Bundeskriminalamt. Das erfüllt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mit Stolz. Denn die Italiener hatten sich besonders heftig um die Führungsrolle bemüht. Der Zuschlag an Österreich sei eine besondere Anerkennung der zahlreichen österreichischen Balkan-Initiativen, erklärte Mikl-Leitner bei einem Besuch in Sarajevo.

Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. So lange sind Spezialisten der Projektstaaten vor Ort. Außerdem werden bosnische Polizeibeamte nach Österreich zur Ausbildung gebracht.

Zersplittert

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Es ist nicht leicht, in dem nach wie vor zersplitterten Land funktionierende Polizeistrukturen zu schaffen. Es gibt auf Föderationsebene zwei einigermaßen funktionierende Polizeiorganisationen. Aber auch die dazugehörige Rekublika Srpska verfügt noch über ein eigenes Innenministerium. Und dann kommen noch 40 weitgehend eigenständige Kanone in der Föderation mit eigenen Polizeichefs dazu.

"Das Ziel ist es, eine Telefonnummer in Bosnien für alle Anliegen zu bekommen," erklärt General Franz Lang, Chef des Bundeskriminalamtes.

Das braucht Zeit. Bis es funktioniert, stützt sich Kripo-Chef Lang auf ein Netz von Verbindungsbeamten am Balkan. In Sarajevo ist Oktavio stationiert. Der ist trotz seines italienischen Vornamens ein originaler österreichischer Polizeioffizier. Oktavio kennt in Bosnien-Herzegowina jeden Polizeichef. Wenn es Probleme gibt, ist Oktavio zur Stelle.

Das ist oft der Fall. Die österreichische Wirtschaft ist der größte Investor im Land. "Das Hauptthema ist hier die Korruption," erzählt Oktavio. Seit dem Krieg leben auch 80.000 Bosniaken in Österreich. Sie sind bestens integriert, aber auch hier kommt es zu grenzüberschreitenden Vorfällen.

Etwa im Fall einer Schutzgelderpressung unter Bosniaken in Wien. Da fielen pltzlich alle Zeugen um, weil ihre Familien zu Hause bedroht wurden. Oktavio setzte seine bosnischen Kollegen auf die Täter an. Oktavio tauscht DNA-Spuren und Fahndungsdaten aus. Und er behält auch die islamistischen Zellen in Bosnien im Auge, die sich nach dem Balkankrieg mit saudiarabischer Hilfe sehr zum Missfallen der religiös gemäßigten Bosniaken gebildet haben.

Islamistenzellen

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Diese Islamistenzellen haben auch Ableger in Wien. Mit Sammelaktionen in Österreich finanzieren die Extremisten Grundstücksankäufe in abgelegenen Gebirgstälern. Komplette Dörfer haben sie sich schon angeschafft. Fallweise rückt die bosnische Polizei zu Großrazzien aus. Oktavio ist seinen bosnischen Kollegen behilflich, die Geldkanäle in Wien aufzuhellen.

Oktavio war auch zur Stelle, als im Oktober 2011 ein Extremist vor der US-Botschaft in Sarajevo mit einer Kalaschnikov das Feuer eröffnete und zwei Beamte verletzte. Zwei Stunden nach der Tat konnte Oktavio seinen Kollegen bereits die Vorgeschichte des Attentäters liefern. Denn der hatte in Wien gelebt, wurde hier wegen eines Überfalles eingesperrt und nachher nach Serbien abgeschoben.

Oktavio hat in dem Jahr, das er nun in Sarajevo verbringt, schon zahlreiche Festnahmen in Wien ermöglicht. In der Zeitung steht er aber nie. Das ist bei seinem Job besser so.


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