Oberstufe: Nur „Reform light“

Die Neos fordern eine Mobbing-Meldestelle
Das Kurssystem ab der 6. Klasse gibt es nur in abgespeckter Form. Die Zahl der Sitzenbleiber soll halbiert werden.

Der Ministerrat hat am Dienstag die Reform der Oberstufe abgesegnet, oder besser gesagt: Das, was davon übrig geblieben ist. Nach heftiger Kritik vor allem von Lehrervertretern haben sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon nun auf ein „Modulsystem light“ verständigt, das im Jänner vom Parlament beschlossen werden soll. Im Vergleich zum ursprünglichen Reform-Plan, der vor dem Sommer präsentiert wurde, gibt es Änderungen in einigen wesentlichen Punkten:

Statt den geplanten zwei Modulen pro Semester gibt es nur noch eines. Der Stoff wird also nicht in kleinere Portionen geteilt; bei negativem Abschluss eines Semesters muss man eine Prüfung über das gesamte Halbjahr ablegen, nicht nur über einen Teil. Einzige Änderung zum Status quo: Ein negatives Semester kann im Jahreszeugnis nicht mehr durch ein positives ausgeglichen werden. Jedes Semester für sich muss positiv abgeschlossen werden.

Fünfer „mitnehmen“

Das Sitzenbleiben soll mit der Reform weitgehend Geschichte sein. Die Zahl von 9400 Repetenten pro Jahr soll halbiert werden, sagt Schmied. Mit zwei Fünfern kann man automatisch aufsteigen; ein dritter kann einmalig von der Lehrer-Konferenz durchgewunken werden. War ursprünglich geplant, dass man ein negatives Modul spätestens im übernächsten Semester ausgebessert haben muss (und ansonsten sitzen bleibt), so kann man jetzt Fünfer bis zur Matura mitnehmen.

Das heißt: Wer auch nach einer Semesterprüfung und zwei Wiederholungen noch negativ ist, kann sich mit dem Ausbessern Zeit lassen – vor der Reifeprüfung müssen jedoch alle Fünfer weg sein. Man kann sogar mehrere negative Module in einem Fach sammeln – solange man nicht über zwei bzw. drei Fünfer kommt.

Termin verschoben

Statt 2012/13 startet die Umstellung 2013/’14 und wird statt 2016 erst 2017 flächendeckend wirksam. Die Reform erfolgt per „Opt-in“: Schulen melden sich freiwillig für den Schulversuch an, das Ministerium genehmigt diesen.

Kostenneutral?

Strittig war lange Zeit, ob die individuelle Betreuung durch Lerncoaches und in Förderkursen zusätzliche Kosten verursachen würde. Vor allem das Finanzministerium zweifelte daran, dass das dafür nötige Geld durch die geringere Zahl an Sitzenbleibern ausgeglichen werden könne. „Ja“, sagt Schmied; in den ersten fünf Jahren brauche man zwar vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr, ab 2018/’19 soll das Modell aber kostenneutral sein.

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