Obamas Weckruf für seine enttäuschten Fans

Obamas Weckruf für seine enttäuschten Fans
Sein Jawort zur Homo-Ehe soll daran erinnern, wo und wofür der Präsident steht.

Finanzkrise hin, Arbeitslosigkeit her: Es war höchste Zeit für den Präsidenten, wieder einmal ideologisch Farbe zu bekennen – er hätte es nicht deutlicher machen können, als mit diesem Bekenntnis zur Homo-Ehe. Im taktischen Geplänkel des anlaufenden Wahlkampfs, wo jede Geste, jedes Wort präzise auf definierte Zielgruppen abgestimmt wird, wirkt das wie ein unüberlegter Vorstoß. Doch Obama weiß, dass er für einen Sieg bei den Präsidentenwahlen im November eines braucht: Eine Brise von der Begeisterung, die ihn 2008 ins Weiße Haus getragen hat. Obama war jung, schwarz und vor allem cool – und Amerikas junge Generation, die sonst mit Politik viel weniger anzufangen weiß als ihre Eltern, setzte sich für ihn in Bewegung.

Vier Jahre später ist aus ihm ein krisengebeutelter Amtsträger geworden, der junge und liberale Amerikaner mit seinem halbherzigen Hin und Her in brisanten Fragen wie Klimapolitik oder Anti-Terror-Gesetzgebung enttäuscht hat. Während Amerikas Rechte ihre Überzeugungen vom Abtreibungsverbot bis zum Schusswaffenbesitz auf die Straße und bis nach Washington trug, gab er den Realisten in der politischen Mitte. Jetzt aber will Obama jene aus ihrer Lethargie holen, die ihn gerade noch als das kleinere Übel sahen: Mit einer Geste, die riskant sein mag, aber deutlich. Vor allem für Wähler, die ihr Idol Obama aus den Augen verloren haben.

 

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