Nordkosovo: Serben überlegen Unabhängigkeit

Die serbische Gruppe lehnt die Institutionen Pristinas ab. Nun werde eine Unabhängigkeitserklärung nicht mehr ausgeschlossen.

Die Serben im Norden des Kosovo könnten die Unabhängigkeit dieser Region verkünden. Die Belgrader Tageszeitung Politika berichtete am Montag, dass eine solche Möglichkeit vom Staatssekretär im serbischen Kosovo-Ministerium, Oliver Ivanovic, und dem von Belgrad bestellten Chef der Region Nordkosovo, Radenko Nedeljkovic, nicht ausgeschlossen werde. Kosovarische Medien hatten zuvor gemeldet, dass von den vier serbisch dominierten nordkosovarischen Gemeinden bereits eine Unabhängigkeitserklärung vorbereitet worden sei.

Die Bemühungen Pristinas, die kosovarischen Institutionen auch in diesem Landesteil zu errichten, haben zur "Radikalisierung der Standpunkte" der nordkosovarischen Serben geführt, erklärte Ivanovic gegenüber dem Blatt. "Serben im Nordkosovo haben ihre Position seit 1999 ausgebaut und lehnen im Unterschied zu den Serben südlich des Ibar (Fluss in Mitrovica, Anm.), die die Institutionen Pristinas akzeptiert haben, intensiv und hartnäckig alles ab, was Pristina anbietet", erläuterte Ivanovic unter Hinweis, dass sich die nordkosovarische Serben zunehmend sowohl von Belgrad wie auch der internationalen Staatengemeinschaft distanziert hätten.

Im Nordkosovo leben schätzungsweise zwischen 40.000 und 60.000 Serben. Ihre genaue Zahl ist unbekannt, da von den Serben die im Frühjahr im Kosovo durchgeführte Volkszählung boykottiert wurde.

Patt

In Brüssel wird am Nachmittag nach zweimonatiger Unterbrechung der Dialog zwischen Belgrad und Pristina über offene Fragen fortgesetzt. Die nordkosovarischen Serben lehnen die bisher erzielten Einigungen ebenso wie die erwartete Absprache über das integrierte Grenzmanagement ab.

Seit Mitte September sind wichtigste Verkehrswege im Nordkosovo verbarrikadiert. Serben protestieren damit gegen die Anwesenheit kosovarischer Zöllner an den dort liegenden beiden Grenzübergängen Jarinje und Brnjak.

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