Nigerias Kirchen im Visier von Terroristen

Nigerias Kirchen im Visier von Terroristen
35 Menschen wurden durch mehrere Bomben zu Weihnachten getötet. Die radikal-islamische Boko Haram bekannte sich zu den Anschlägen.

Die Explosion zerriss die Luft am frühen Morgen des ersten Weihnachtstags. Die Weihnachtsmesse in der katholischen Kirche St. Theresa außerhalb der nigerianischen Hauptstadt Abuja war soeben zu Ende gegangen. Sekunden später ein Bild des Grauens: Verstümmelte Leichen, brennende Autos, die Kirche und nahe Gebäude schwer beschädigt. "Als wir aus der Kirche kamen, ging ich noch einmal zurück, weil ich eine Weihnachtskarte vergessen hatte. Kurz darauf hörte ich einen Knall. Alles, was ich sah, war Rauch und Menschen, die schrien und herumliefen. Dann sah ich die Fetzen der Kleider meiner Schwester", erzählte Ndubuisi Chukemeka, der seine Schwester bei dem Anschlag verlor. Die Polizei in Madalla vermutet, dass eine Autobombe explodierte. Ein verdächtiges Auto habe kurz vor der Explosion nahe der Kirche geparkt, berichteten Augenzeugen.

Bis zum Abend bargen die Helfer mindestens 25 Tote. Eine fünfköpfige Familie wurde ausgelöscht. Eine Dreizehnjährige ist die einzige Überlebende ihrer Familie. Sie konnte an diesem Morgen nicht zur Messe gehen. Dutzende Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer.

Anschlagsserie

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Es war nur einer von mindestens fünf Terroranschlägen, die am Sonntag Nigeria erschütterten. Die Behörden befürchten eine koordinierte Angriffswelle auf Christen. Nach jüngsten Angaben kamen bei der Anschlagsserie mindestens 35 Menschen ums Leben. Aus anderen Kirchen in der Hauptstadt flüchteten die Gläubigen aus Angst vor weiteren Anschlägen.

Boko Haram

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Die radikal-islamische Sekte Boko Haram bekannte sich zu den Attentaten. Im Nordosten kam es in den vergangenen Tagen zu Gefechten zwischen Sicherheitskräften und Kämpfern von Boko Haram. Die Gruppe lehnt den westlichen Lebensstil ab und tyrannisiert die Bevölkerung. Deshalb nahmen Sicherheitskräfte die Sekte in den vergangenen beiden Wochen wieder verstärkt ins Visier. Bei den Kämpfen sollen nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens 50 Mitglieder getötet worden sein.

Die US-Botschaft in der Hauptstadt Abjua hatte deshalb am Freitag bereits vor möglichen Anschlägen gewarnt. Die Menschen sollten "vor allem rund um Kirchen" und anderen Orten mit großen Menschenansammlungen besonders wachsam sein, hieß es.

Bereits im vergangenen Jahr gab es mehr als 80 Tote bei Angriffen auf christliche Weihnachtsfeiern. Bei Bombenanschlägen in Abuja zu Silvester 2010 starben 30 Menschen. Hunderte Menschen wurden auch in diesem Jahr Opfer religiös motivierter Gewalt in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit 150 Millionen Einwohnern. Im Süden leben hauptsächlich Christen, im Norden Muslime.

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