Mordfall Tirol: Gold weiter verschwunden

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Während die er­mordete Bankerin beerdigt wurde, verhängte der Richter die U-Haft über den verdächtigen Polizisten.

Spezielle Sicherheitsvorkehrungen gelten für den Polizisten Heinz St. in der Innsbrucker Justiz­anstalt, um einen möglichen Selbstmord zu verhindern. Und damit er nicht wieder die Flucht ergreift, kam der Haftrichter am Mittwoch um 14 Uhr zur Vernehmung zu ihm.

Kurz zuvor war die kaltblütig ermordete Filialleiterin der Raiffeisen-Filiale Strass, die 49-jährige Erika Hechenleitner, in Wiesing zu Grabe getragen worden.

Der Polizist steht unter Mordverdacht. Wegen acht Kilo Gold soll der Rattenberger Sprengstoffexperte und Ersatzgemeinderat Hechenleitner am 15. März in ihrem weißen Mercedes mit Chloroform betäubt und angegurtet haben, um bei einem Brand alle Spuren zu ver­wischen. Eine Signalfackel und Brandbeschleuniger sollen die Tatwaffen gewesen sein. Wie berichtet, erlosch zwar das Feuer, doch die Mutter einer erwachsenen Tochter starb hilflos an Kohlenmonoxid-Vergiftung.

Auch Tage nach dem Verbrechen sind im spektakulären Kriminalfall noch viele Fragen offen. Nur eines glauben die Ermittler sicher zu wissen: Der Coup war von langer Hand geplant. Aber:

War Heinz St. ein Einzel­täter?

„Derzeit gibt es keine Hinweise auf Mittäter“, sagt Hansjörg Mayr von der Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Aber der Fall sei längst noch nicht geklärt.

Auch rund um das Opfer, das am 15. März kurz nach 17 Uhr die Bank verließ – vermutlich samt acht Goldbarren im Wert von 333.000 Euro – ranken sich Gerüchte: Lief Hechenleitner gutgläubig in eine mörderische Falle? Oder war sie möglicherweise am Coup beteiligt? Könnte ein vorgetäuschter Überfall mit Chloroform missglückt sein?

„Das sind derzeit alles reine Spekulationen“, sagt Mayr. Die Hintergründe des Goldgeschäftes müssten erst geklärt werden.

Üblicherweise wird Gold auf Vorbestellung an Banken geliefert. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass sich Heinz St. ein Vertrauensverhältnis zur Bank-Filialleiterin aufbaute und ihr dann vorgaukelte, Vermittler für ein Goldgeschäft zu sein.

Wo ist das Gold?

„Das ist ebenfalls noch ungeklärt“, betont Mayr. Auch im Schrebergarten des Verdächtigen fanden sich keine Spuren – dafür ein Behälter mit einer (noch nicht untersuchten) Flüssigkeit, der mit „Chloroform“ beschriftet war. Der Polizist, der am Wochenende noch planmäßig Dienst in Strass versehen hatte – gleich neben der Bank – gab zwar zu, sich Chloroform verschafft zu haben, aber nicht jenes, das beim Mord verwendet wurde.

Geständnis zur Tat gab es keines. Vor dem Richter verweigerte der dringend Tatverdächtige gestern die Aussage. Am Nachmittag wurde die U-Haft verhängt – wegen Verdachts auf Mord, aber auch wegen Mordversuchs: Denn beim Fluchtversuch im Landespolizeikommando war St. an die Pistole eines Kollegen gelangt und wollte schießen. Zum Glück versagte der Abzug.

Um jeden Anschein von Befangenheit zu vermeiden, übernahmen 16 Kriminalisten aus Vorarlberg und Kärnten die Ermittlungen.

 

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