Mit Inflation ist es wie mit Ketchup-Flasche

Mit Inflation ist es wie mit Ketchup-Flasche
Griechenland ist in dieser Krise leider nicht das größte der ganz großen Probleme.

Apokalyptisches Szenario" nennt Finanzministerin Fekter die gesicherte Aussicht, dass Griechenland die Kredite der Euro-Staaten nicht zurückzahlen kann und Österreich damit 1,5 Milliarden Euro abschreiben muss. Die Dame handelt verbal wieder einmal grob fahrlässig. Die wahre Apokalypse droht ganz woanders und ihre Vorzeichen werden deutlicher.

Jüngstes Warnsignal waren in dieser Woche Aussagen von Deutschlands Finanzminister und Bundesbank-Chef. Die Deutschen geben ihr ehernes Stabilitätsziel von höchstens zwei Prozent Inflation auf: Es sei durchaus verkraftbar, "zeitweise über dem Durchschnitt" zu liegen. Also konkret über den derzeit 2,6 Prozent in Europa.

Wobei die real wirkende Geldentwertung nicht nur in Österreich viel höher liegt, als es die politisch gepackten Warenkörbe für die Inflationsberechnung wiedergeben.

Jetzt sagt eine alte ökonomische Weisheit aber, dass es sich mit der Inflationsentwicklung wie mit einer Ketchup-Flasche verhält. Erst kommt beim Schütteln nichts raus und dann ein ganzer Schwall, der nicht berechenbar ist.

Wir erleben wohl den Beginn einer Inflationswelle, die Staatsschulden wegspülen und die Woge neuen Geldes von der Europäischen Zentralbank auffangen soll. Finanziert vor allem von den Sparern, die längst mit ihren Einlagen ein klares Verlustgeschäft machen.

Mehr als 1000 Milliarden Euro hat die EZB binnen weniger Monate zu minimalem Zins in die Banken gepumpt. Die geben das Geld wunschgemäß zu einem mehrfachen Zinssatz in Form von Anleihen den Staaten weiter. Für den Ausfall dieser Anleihen haften dann – siehe Griechenland – im Endeffekt wieder die Steuerzahler.

Rezession wird heruntergespielt

Die zweite große Gefahrenzone ist die europäische Rezession, die von EU und Staaten kräftig heruntergespielt wird. Wachstumsraten von einem Prozent oder ein wenig drüber werden als Erfolg und als Aufschwung angepriesen.

Verschwiegen wird tunlichst, dass es nach allen historischen Erfahrungen mindestes drei Prozent Wachstum bräuchte, um dauerhaft die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

Das Gegenteil passiert. Durchschnittlich liegt die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone bei elf Prozent, ist bei den Jungen aber mehr als doppelt so hoch. In Spanien und Griechenland hat gar jeder zweite Junge keinen Job. Die Krisenspirale dreht sich eindeutig und immer rascher nach unten. Die globale Spekulation treibt ungehindert ihr Spiel. Mindestens zwei Milliarden Dollar Verlust aus Spekulationswetten musste US-Bankenriese JPMorgan Chase dieser Tage eingestehen.

Weltweit ist die Finanzwirtschaft mit 600.000 Milliarden US-Dollar in solchen Spekulationsgeschäften engagiert. Das ist zwölf Mal so viel, wie die jährliche Leistung der gesamten realen Weltwirtschaft ausmacht.

Die regel- und hemmungslosen Märkte riskieren weiter für ihre Supergewinne die drohende Apokalypse.

Denn wie sagte ein Wall-Street-Mann: "Wir tanzen, so lange die Musik spielt."

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