Medizin-Test: Student zieht vor VfGH
Oliver K. durchlebt derzeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Am 6. Juli trat er zum Aufnahmetest für die Medizinische Universität Wien an, doch er schaffte die für ihn nötige Punkteanzahl nicht. Grund: In dem Jahr erfolgte die Auswertung des Tests für Männer und Frauen erstmals getrennt. Mit Folgen: 55,9 Prozent Frauen und 44,1 Prozent Männer erhielten einen der 740 Studienplätze. "Hätte ich den Test als Frau gemacht, hätte ich jetzt einen Studienplatz", sagt Oliver K. Tatsächlich sorgte die "gendergerechte Auswertung" der Medizin-Uni dafür, dass Frauen mit deutlich weniger Punkten vor ihre männlichen Mitbewerber gereiht wurden.
Nachrückungen
Nach Protesten hat die Medizin-Uni nun weitere 60 Plätze zugesichert. Allerdings werden diese ebenfalls nach der "gendergerechten Auswertung" vergeben. Zusätzlich müssen die Quoten für ausländische Studierende erfüllt werden. Bleiben unter dem Strich etwas mehr als 20 Männer aus Österreich, die nachrücken durften.
"Zuerst dachte ich, dass die Med-Uni endlich ein Einsehen hat", sagt Oliver K., "doch als ich gesehen habe, dass ich durch die gendergerechte Auswertung wieder keinen Studienplatz bekomme, war ich ziemlich sauer." Oliver K. hat seinen Fall einem Anwalt übergeben.
Der fährt schwere Geschütze gegen die Uni auf. "Die Auswertung ist gleichheitswidrig, mein Mandant wurde von der Medizinischen Universität diskriminiert", sagt Anwalt Raoul Wagner. Er habe daher bei der Uni gegen den negativen Bescheid Berufung eingelegt. Diese muss jetzt vom Uni-Senat geprüft werden. Gleichzeitig hat Wagner wegen Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes beim Verfassungsgerichtshof Klage eingebracht.
Unterstützung für den benachteiligten Studenten kommt just aus Uni-Kreisen. So gibt Helmut Fuchs, Institutsvorstand an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und Mitglied des Senats an der Uni Wien der Klage große Chancen. "Das Aufnahmesystem der Medizin-Uni ist einfach absurd", sagt Fuchs. Da die benötigten Punkte nach der Anzahl der Anmeldungen gewichtet wurden, entspreche das Ergebnis genau der Zahl der Anmeldungen. "Wenn ich also 900 Frauen zusätzlich motiviere, nur den Test zu machen, werden so mehr Frauen aufgenommen. Damit verändere ich das Niveau ganz kräftig", sagt Fuchs.
Bei der Medizin-Uni sieht man das naturgemäß anders. Man habe diese Art der Auswertung rechtlich genau geprüft und sei überzeugt davon, dass sie etwaigen Klagen standhält, erklärt ein Sprecher der Medizin-Uni. Das jetzt angewendete Verfahren sei auch ein Beitrag für mehr Genderfairness.
Im neuen Jahr soll übrigens ein neuer Test eingesetzt werden.
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