Luther spaltet die Kirche

Nicht nur in Österreich wurden die Protestanten blutig bekämpft.

Es war eine der schwierigsten Zeiten für die römisch-katholische Kirche. Als Martin Luther ihre Spaltung einleitete. Dabei begann der große Reformator mit 22 Jahren ganz brav als Augustinermönch im Kloster Erfurt. Später wurde er in die Stadt Wittenberg, südwestlich von Berlin, versetzt, die zum Geburtsort der Reformation werden sollte.

Ein frommer Mann

Luther ist ein frommer Kirchenmann, der „die Weiber“, wie er sagt, „nicht einmal anschaut“. Als er im Herbst 1510 Rom besucht, wirft er sich der Länge nach hin und küsst den Boden.

Man könnte meinen, ein Klosterbruder, der gegen seinen Prior, den Bischof und den Kaiser eine neue Religion durchsetzt, müsste ein Held sein. Aber gerade das ist Luther nicht. Als Kind vom Vater, einem Bergarbeiter, geprügelt, leidet er sein Leben lang unter Panikattacken, Depressionen und der Vorstellung, vom Teufel geholt zu werden. Mönch wird er, nachdem er aus Angst vor einem heftigen Gewitter ein Gelübde abgelegt hat.

Luther spaltet die Kirche
Und dieser Mann beginnt im Jahre 1517 seinen Kampf gegen die katholische Kirche, als er ein ihm unverständliches Verhalten aufzeigt: Der Dominikanerpater Johann Tetzel gewährt gegen Bargeld Ablass der Sünden. Wer ordentlich zahlt, der kommt in den Himmel, sagt Tetzel und findet sogar einen Reim drauf: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ Der Papst ist ganz auf seiner Seite, denn das Geld dient dem Neubau des Petersdoms.

95 Thesen

Luther formuliert 95 Thesen gegen den „Ablasshandel“, die in Druck gehen und die er der Legende nach auch an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg nagelt. Luther kritisiert den Papst, der sich, wie er meint, über den Wortlaut der Heiligen Schrift hinwegsetze. Der Mönch wird für weite Teile des deutschen Volks zum Hoffnungsträger, für den Klerus jedoch zur Hassfigur. In Rom als Ketzer verurteilt und exkommuniziert, sehen ihn manche schon auf dem Scheiterhaufen.

Es folgt der Höhepunkt des Aufbegehrens. Der Sohn eines Bergmannes tritt im Februar 1521 am Reichstag zu Worms vor den mächtigen Kaiser Karl V., den man später als den Habsburger bezeichnen wird, in dessen Reich die Sonne nicht untergeht. Als der erzkatholische Monarch den Widerruf seiner Schriften verlangt, lehnt Luther ab. Worauf er unter Reichsacht gesetzt wird. Das bedeutet: zum Abschuss freigegeben. Wer Luther töten würde, ginge frei.

Beschützer

Doch Martin Luther hat einen Beschützer. Der Kurfürst von Sachsen gewährt ihm in der Wartburg Sicherheit. Luther nützt die Zeit zu einer Neuauslegung der Bibel, die Bevölkerung fordert, was er vorerst gar nicht will, eine Spaltung der Kirche. Immer mehr Priester lesen die Messe „evangelisch“, doch als es zu ersten Kloster-Plünderungen kommt, ruft Luther zur Mäßigung.

Martin Luther war zweifellos ein Visionär, doch er hat auch seine dunklen Seiten. Er hetzt gegen die Juden und will Bauern, die sich der Reformation nicht anschließen, „wie tolle Hunde erschlagen und niedermetzeln“.

Der ehemalige Mönch ist trinkfreudig, sitzt mit seinen Anhängern oft und gern beim Wein. Und die nächste Versuchung lässt nicht lange auf sich warten: Im Jahre 1523 treffen in Wittenberg, wohin er mittlerweile zurückgekehrt ist, neun Zisterzienserinnen ein. Luther hat neben vielen anderen Schriften eine gegen das Mönchsgelübde und den Zölibat verfasst. Und die jungen Nonnen stimmen ihm begeistert zu.

Luther spaltet die Kirche
Porträts des Reformators Martin Luther und dessen Ehefrau Katharina von Bora (jeweils rechts) betrachtet am Dienstag (27.01.2004) eine Besucherin des Lutherhauses am in Wittenberg. Am 29. Januar 2004 jährt sich zum 505. Mal der Geburtstag von Katharina von Bora. Die Lutherstadt Wittenberg begeht mit einem Festakt den Tag der Reformationsfrau und lädt zu einem mittelalterlichen Essen in das Refektorium des Lutherhauses. Foto: Peter Endig dpa/lah
Martin Luther zögert. Zu lange. Denn die hübschen Klosterschwestern sind sehr bald vergeben, nur die weniger attraktive Katharina von Bora bleibt übrig. Er liebt sie vorerst nicht, heiratet sie dennoch. Und sie wird ihm eine gute Frau, bringt sechs Kinder zur Welt, neun Waisen aus der Verwandtschaft kommen hinzu. Die Ehe wird doch noch glücklich.

In seinen späten Jahren widmet sich Luther dem Ausbau seiner Gemeinden, er reformiert den Katechismus und die Messordnung, erlebt es noch, dass sich sieben deutsche Fürsten und mehrere Bürgermeister offiziell zur Reformation bekennen.

Auch in Österreich

Luther stirbt im Alter von 62 Jahren, zufällig in seinem Geburtsort Eisleben, in den man ihn zur Schlichtung eines Streits gebeten hat. Doch seine Lehre verbreitet sich weiterhin. Wie in ganz Mitteleuropa bilden sich auch in Österreich protestantische Mehrheiten. Weite Teile des Adels stimmen der neuen Entwicklung ebenso zu wie die städtische Bevölkerung und der Bauernstand.

Die Rache der Habsburger ist blutig. Mit der „Gegenreformation“ lassen sie Städte und Dörfer mit Gewalt rekatholisieren, und im Jahre 1618 bricht nicht zuletzt als Folge der religiösen Konflikte der 30-jährige Krieg aus, in dem in manchen Gebieten bis zu zwei Drittel der Bevölkerung ausgerottet werden.

Im April 1378 wählte das Konklave den aus Neapel stammenden Bartolomeo Prignano zum neuen Papst. Er nannte sich Urban VI. und stürzte die katholische Kirche in eine bisher nicht da gewesene Krise. Denn Urban VI. soll, wie nicht nur seine Gegner meinten, geisteskrank gewesen sein – ob das tatsächlich der Fall war, ist umstritten, aber sonderbar war er zweifellos.

Ein Italiener!

Wie konnte dieser Mann Papst werden? Nun, sechs seiner Vorgänger hatten in der französischen Stadt Avignon residiert und damit die Bedeutung Roms erheblich geschmälert. Deshalb forderte die römische Bevölkerung, dass der nächste Papst wieder ein Italiener sein müsste. So kamen die damals nur 16 Kardinäle im Konklave auf den Bischof Prignano von Bari, der selbst kein Kardinal war, und wählten ihn zum Papst.

Der Gegenpapst

Als Urban VI. eine Kirchenreform gegen den Willen der Bischöfe einleiten wollte, erklärten ihn die elf französischen Kardinäle für wahnsinnig. Und wählten Kardinal Robert von Genf zum Gegenpapst, der sich Clemens VII. nannte und wieder in Avignon residierte. Damit begann das „Große Abendländische Schisma“, das wesentlich folgenschwerer war als frühere Kirchenspaltungen, da es nicht von weltlichen Herrschern ausging, sondern innerhalb der Kirche entstanden ist.

Papst Urban VI. ließ fünf der Kardinäle, die ihn unter Kuratel stellen wollten, hinrichten. Er selbst starb 1389, der Gegenpapst Clemens VII. fünf Jahre nach ihm, aber das „Große Schisma“ konnte erst 1417 auf dem Konzil von Konstanz beendet werden.

Annullierung der Ehe

Zu einer weiteren Kirchenspaltung kam es im 16. Jahrhundert, als sich Englands König Heinrich VIII. von Rom lossagte. Er gründete, um die Annullierung seiner ersten Ehe mit Katharina von Aragon zu ermöglichen, die anglikanische Kirche.

Die altkatholische Kirche wurde 1870 gegründet, als Pius IX. die „Unfehlbarkeit des Papstes“ verkündet hatte.

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