Libanon: Angst vor neuem Bürgerkrieg

Libanon: Angst vor neuem Bürgerkrieg
Anhänger und Gegner des syrischen Regimes gehen nach dem Begräbnis für Polizeigeneral al-Hassan aufeinander los. In einigen Landesteilen kam es zu Feuergefechten.

Die Sorge, dass sich die Lage in der Region destabilisiert, wächst. Nach dem Bombenanschlag in der libanesischen Hauptstadt Beirut vom Freitag kam es am Sonntag bei den Trauerfeierlichkeiten für den getöteten Geheimdienstchef Wissam al-Hassan zu Krawallen. Hunderte Demonstranten versuchten nach Angaben von Augenzeugen, den Sitz von Premier Najib Mikati in der Innenstadt von Beirut zu stürmen. Die Polizei hinderte sie mit Tränengas daran.

Am späten Sonntagabend kam es in Beirut und in der nördlichen Hafenstadt Tripoli zu Feuergefechten zwischen Unterstützern und Gegnern des syrischen Regimes von Präsident Assad. Eine Frau sei von einem Heckenschützen getötet worden, berichtete eine TV-Korrespondentin aus Tripoli. Bei der offiziellen libanesischen Nachrichtenagentur ANI hieß es am späten Sonntagabend, ein Mädchen sei ums Leben gekommen. Bei heftigen Kämpfen seien dort Artillerie und schwere Waffen eingesetzt worden.

USA sagen Unterstützung zu

Unterdessen hat US-Außenministerin Hillary Clinton Mikati die Hilfe der USA bei der Aufklärung des Bombenattentats von Beirut zugesichert. In einem Telefonat seien Clinton und Mikati überein gekommen, "dass die USA bei den Ermittlungen Unterstützung leisten", sagte Außenamt-Sprecherin Victoria Nuland. Gleichzeitig habe Clinton das Bekenntnis der USA zur "Stabilität, Unabhängigkeit, Souveränität und Sicherheit des Libanon" betont.

Wütende Trauergäste

Libanon: Angst vor neuem Bürgerkrieg
Libanon
Der Libanon ist ähnlich wie die Türkei bereits ungewollt mitten im syrischen Bürgerkrieg. Zwei Attentate Anfang des Monats, welche fast 60 Menschen töteten, werden mit dem syrischen Konflikt verbunden. Die libanesische Hisbollah unterstützt offen das Regime in Damaskus, die Regierung hingegen gibt sich zögerlich. Außenminister Adnan Mansour sagte im Radio: „Ich glaube nicht, dass ein Angriff Frieden und Stabilität in die Region bringt.“

Die von der schiitischen und prosyrischen Hisbollah geduldete Regierung wird von vielen Libanesen für den Anschlag mit acht Toten und 120 Verletzten verantwortlich gemacht. Weil Geheimdienstchef Wissam al-Hassan ebenfalls unter den Todesopfern war, vermuten viele die Drahtzieher in Syrien. Al-Hassan war ein ausgesprochener Gegner des syrischen Regimes.

Assad traf am Sonntag mit UN-Sondervermittler Lakhdar Brahimi zusammen, der mit Syriens Präsident eine Waffenruhe für das Opferfest am kommenden Wochenende aushandeln wollte.

Bei der Detonation einer Autobombe in Damaskus im christlichen Viertel Bab Touma wurden unterdessen zehn Menschen getötet. Außerdem soll die Armee in der Nacht mehrere Stadtteile beschossen haben.

Ausschreitungen bei Trauerfeier

Die Trauerfeierlichkeiten am Sonntag in Beirut hatten friedlich begonnen, doch die Sicherheitskräfte waren auf Ausschreitungen vorbereitet. Die Opposition hatte zum "Tag des Zorns" aufgerufen. Während al-Hassans Beisetzung schwenkten einige der Tausenden Demonstranten libanesische Fahnen und riefen Slogans gegen das syrische Regime und die Regierung.

Aber nicht nur viele Libanesen vermuten Syrien hinter dem Anschlag vom Freitag. Auch Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sagte, einiges deute auf Beteiligung Syriens an dem Anschlag hin. Es zeige, wie dringend der Abgang Assads sei.

Die Situation im Libanon ist angespannt. Viele Schiiten unterstützen den Alawiten Assad, die meisten Sunniten sind gegen den syrischen Machthaber. Schon in den vergangenen Tagen und Wochen haben sich Sunniten und Alawiten Kämpfe geliefert. Die syrischen Flüchtlinge heizen die Situation zusätzlich an. Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare