Lehrer: Fünfer-Reform könnte teuer werden

Lehrer: Fünfer-Reform könnte teuer werden
Ministerin Schmied will die Reform der Oberstufe ohne Extra-Budget durchziehen. Das gehe nicht, sagen Lehrervertreter.

In einem Jahr sollen die ersten AHS ein neues System anwenden: Die "modulare Oberstufe". Bei den Grundzügen des Modells ist sich die Regierung einig: Der Lehrstoff soll in Module unterteilt werden, was das Aufsteigen mit bis zu drei Nicht genügend ermöglichen soll. Die Schüler sollen zum Ausbessern Hilfe bekommen: Förder-Unterricht in den betroffenen Fächern und einen "Lerncoach".

Beschlossen werden soll die Reform noch heuer; bis 2016 soll sie vollzogen sein. Am Gesetzes-Entwurf von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) gibt es allerdings heftige Kritik.

Eckehard Quin, Standesvertreter der AHS-Lehrer, bezeichnet den Entwurf als "nicht ausgereift"; er verursache "zum Teil völlig wahnwitzigen, unnötigen Verwaltungsaufwand und führt Schüler in Sackgassen". Quin befürchtet nämlich, das Aufsteigen mit Nicht genügend könnte dazu führen, "dass Schüler bis in die Abschlussklasse kommen, ohne in einem Fach in den Jahren zuvor eine positive Leistung erbracht zu haben. Zur Matura dürfen sie dann aber nicht antreten." Laut Ministerium soll das nicht möglich sein: "Alle Fünfer müssen ausgebessert werden", heißt es.

Bedenken gibt es auch bezüglich der geplanten Kosten-Neutralität: Schmied rechnet damit, dass durch das weitgehende Wegfallen des Durchfallens viel gespart werden kann. So viel, dass mit diesem Geld die Betreuungslehrer und Förderkurse bezahlt werden können. Das Finanzministerium hat das angezweifelt, auch Quin glaubt die Rechnung nicht: "Wenn man eine ordentliche Förderung anbietet, kann das Modell nicht kostenneutral sein."

Erfahrungswerte

An den 27 Schulen, die die "Oberstufe neu" in ähnlichen Modellen erprobt haben, gibt es positive Erfahrungswerte: Die Zahl der Sitzenbleiber hat sich im Schnitt halbiert.

"Die Erfahrungen sind im Großen und Ganzen sehr gut", sagt Klemens Kerbler, Direktor des Akademischen Gymnasiums in Wien. An seiner Schule wurde der Stoff in Semester-Blöcke geteilt - statt Fünfer erst bei einer Jahres-Prüfung auszubügeln, war dies zwei Mal jährlich per Semesterprüfung möglich. "Der kürzere Beurteilungszeitraum hat sich bewährt", sagt Kerbler. "Das dient der Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung." Bei Schülern und Eltern sei das Modell beliebt gewesen, auch der Großteil des Lehrkörpers habe es befürwortet. In diesem Jahr gibt es die "modulare Oberstufe" am Akademischen Gymnasium trotzdem nicht mehr; bei der notwendigen Abstimmung im Lehrkörper waren nicht die erforderlichen zwei Drittel, sondern "nur" 63 Prozent dafür. Da hätten wohl, sagt Schulleiter Kerbler, auch "emotionale Gründe" eine Rolle gespielt.

Oberstufe neu: Aus für das Sitzenbleiben

Module Der Lehrstoff soll in vier Teile (= Module) pro Jahr unterteilt werden. Bei negativer Beurteilung soll nur das jeweilige Modul wiederholt werden müssen. Bei zwei "Nicht genügend" darf man automatisch in die nächste Schulstufe aufsteigen; bei drei Fünfern muss die Lehrer-Konferenz ihre Zustimmung zum Aufstieg geben.

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