Lauschangriff auf Eltern von Mordopfer Milly

Die Taktik des Skandalblatts: Der traurige Fall der Milly Dowler zeigt, auf welche Weise News of the World Angehörige von Opfern und Promis als Informationsquelle missbrauchte.

Wenn Milly jetzt durch die Tür kommen würde, glaube ich nicht, dass wir etwas sagen könnten. Wir würden nur vor Freude weinen und sie lange umarmen." Es sind die Eltern der entführten Milly Dowler, die News of the World (NoW) in diesem Interview ihr Herz ausschütteten. Das Mädchen aber war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Die Eltern saßen einem Trick auf - inszeniert von News of the World.

Die Tageszeitung The Guardian hat die Taktiken des Skandalblatts enthüllt. Anhand dieses traurigen Falles zeigt man, auf welche Weise NoW Angehörige von Opfern und Promis als Informationsquelle missbrauchte.

Mailbox manipuliert

Milly Dowler wurde 2002 auf dem Weg nach Hause entführt. Kurze Zeit später heuerte die Zeitung einen Detektiv an und versuchte die Telefonnummern der Familie zu ermitteln. Anschließend knackte er die Mobilbox von Millys Handy, um die Nachrichten, die ihre Verwandten auf ihrem Handy hinterließen, abzuhören und aufzunehmen. Damit nicht genug: Nachdem die Mobilbox voll war, beauftragte NoW den Detektiv, die Nachrichten zu löschen, um weitere Details zu erfahren.

Die Polizei und Millys Eltern glaubten nun, dass das Mädchen noch am Leben sein müsse. Andere Spuren wurden daraufhin nicht verfolgt und möglicherweise wichtige Beweise durch die Löschung vernichtet. Die Eltern gaben der Zeitung, die sie abhörte, ein Interview, um die Entführer zur Freilassung ihrer Tochter zu überreden. Monate später fand die Polizei die nackte Leiche des Mädchens. Die Polizei nahm zu diesem Zeitpunkt an, dass ihre Diensthandys und die Telefone der Dowlers von der Zeitung abgehört wurden. Sie unternahm jedoch keine rechtlichen Schritte, da diese Art der Recherche damals üblich gewesen sei. Auch in anderen Entführungsfällen von Kindern soll die Zeitung die Eltern der Opfer abgehört haben. Die Eltern von Milly planen nun die Zeitung zu verklagen. Millys Mörder, Levi Bellfield, wurde im Juni 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt.

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