Klimaschutz: Zeit der Ausreden ist vorbei

Klimaschutz: Zeit der Ausreden ist vorbei
„Globale Fehlentwicklungen betreffen jeden Einzelnen. Aber jeder kann seinen Teil zur Umkehr beitragen“, sagt Andreas Salcher. In seinem neuen Buch erklärt er anschaulich, wie das geht.

„Warte nicht auf das Jüngste Gericht: Es findet jeden Tag statt.“ Albert Camus

Ausreden gelten nicht länger. „Ich habe es nicht gewusst“ kann nicht länger als Schutzbehauptung herhalten, um Feigheit, Gleichgültigkeit oder Maßlosigkeit zu rechtfertigen. Wer Andreas Salchers neues Buch liest, weiß Bescheid – über Gewinnmaximierung und Risikobereitschaft, über Hunger und Armut, über Umweltzerstörung und Sklavenarbeit über mangelnde Zivilcourage und die Folgen von Resignation und Zynismus

Das irdische Gericht „Ich habe es nicht gewusst“ ist auch der Titel des Buches. Wer es gelesen hat, weiß sehr wohl, dass er als Einzelner etwas bewirken kann: „Das ist kein Buch über Weltverbesserung, sondern über Selbstverbesserung. Die positiven Beispiele zeigen, dass wir nicht immer die Möglichkeit haben, die Welt zu ändern, aber sehr wohl, die kleinen Dinge zu korrigieren.“

Doch wo soll man anfangen? – Auch derartige Ausflüchte lässt Salcher nicht gelten: „Man muss kein Mahatma Gandhi und keine Mutter Teresa sein, um zu spüren, wenn etwas falsch läuft. Die meisten Menschen verfügen über ein gut entwickeltes moralisches Koordinatensystem.“ Jedoch ahnten viele nicht, was sie bewirken können, so Salcher. Er nennt ein Beispiel: „Das beginnt beim kleinen Beamten, der weiß, dass sein Vorgesetzer korrupt ist und diesen indirekt dadurch unterstützt, dass er sich dummstellt.“ Es gehe darum, „Nein“ zu sagen. Wer schweigt, mache sich mitschuldig. Nicht erst vor einem himmlischen Richter oder Gott, sondern jeden Tag sei man es sich selbst und vor allem nachkommenden Generationen schuldig, zu überprüfen, ob man richtig gehandelt hat.

Verbündete suchen

Konkret fordert Salcher seine Leser auf, in kleinen Schritten anzufangen: Von Mülltrennung über Licht ausschalten bis zur Überlegung, ob man als Stadtmensch einen Allradwagen fahren muss. Von mehr Achtsamkeit im Umgang mit anderen über die Bereitschaft, Unterschriftenaktionen wohlwollend zu prüfen, bis zur Gründung eigener Initiativen.

Dabei gelte, so Salcher: „Niemals alleine kämpfen. Wenn man zwei, drei Verbündete hat, sind die Chancen ungleich höher, dass etwas in Bewegung kommt.“ So ließen sich auch globale Themen anpacken: Wenn informierte Konsumenten Produkte boykottierten, die durch Kinderarbeit entstehen oder bei deren Herstellung Menschen ausgebeutet werden, zeige das Wirkung.

Manche Themen habe er gar nicht anschneiden wollen, weil sie ihm „zu weit weg erschienen“, etwa die umstrittene Gasfördermethode „Fracking“, die in Teilen von Kanada und den USA zu Umweltzerstörung und vergiftetem Trinkwasser führe. Plötzlich tauchte das Thema auch bei uns auf, weil sogenannte „Schiefergasvorkommen“ gefunden wurden. Salchers Konklusio: „Kein Thema ist so weit weg, dass es uns nicht schon morgen betreffen kann.“

Neben vielen Beispielen bringt der Autor auch einen leidenschaftlichen Aufruf: „Öffnen Sie Ihre Augen und werden Sie Zeitzeuge der Schlacht um die Zerstörung oder Rettung der Arktis! Diese ist einerseits ganz wichtig für die Stabilität des Klimas, andererseits lagern dort riesige Ölreserven.“ Werde dort tatsächlich nach Öl gebohrt, so handle es sich dabei um den „größten Tabubruch, der je in Bezug auf den Generationenvertrag begangen wurde“. Jeder sei verpflichtet, dagegen zu kämpfen. Denn eines Tages werde uns ein Enkel – oder ein fremdes Kind – mit Blick auf die Welt, die wir hinterlassen haben, fragen: „Und was hast du getan?“

 

BUCHPRÄSENTATION: 12. März 2012, 19.30 Uhr, Buchhandlung Morawa, Wollzeile 11, 1010 Wien. Anmeldung per eMail unter: michaela[punkt]silberbauer[at]morawa-buch[punkt]at

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