Klare Absage an EU-Erweiterung

Klare Absage an EU-Erweiterung
In Zeiten der Finanzkrise steht den Österreichern der Sinn nicht nach Aufnahme weiterer Staaten in die EU.

Mindestens zwei Mal im Jahr blicken diejenigen Staaten, die in naher oder fernerer Zukunft der Europäischen Union beitreten wollen, mit Spannung nach Brüssel: In "Fortschrittsberichten" verteilt die EU-Kommission Lob und Tadel über die Europa-Reife dieser Länder.

Am Mittwoch ist es wieder so weit: Dann präsentiert die EU-Kommission diese Länderberichte, und zusätzlich ein Strategiepapier zur Zukunft der EU-Erweiterung.

Eine Aufstockung ist bereits fix: Am 1. Juli 2013 wird Kroatien als 28. EU-Mitglied aufgenommen. Doch darüber hinaus ist es still geworden: Das Thema EU-Erweiterung ist völlig in den Schatten der Finanz- und Euro-Krise geraten.

Wie Österreichs Bevölkerung über die Aufnahme weiterer Staaten denkt, hat die Österreichische Gesellschaft für Europa-Politik (ÖGfE) erheben lassen. Die aktuelle Umfrage liegt dem KURIER vor. Ihre Werte kommen an Schärfe doch überraschend.

Von allen Beitrittswerbern käme nach Ansicht der österreichischen Bevölkerung nach dem Kroatien-Beitritt höchstens noch Island in Frage: Immerhin 33 Prozent begrüßen den EU-Beitritt des Inselstaates, aber selbst den lehnen bereits 37 Prozent der Österreicher ab.

Ablehnung

Klare Absage an EU-Erweiterung

Am größten ist die Ablehnung Albaniens, des Kosovo und der Türkei: Klare zwei Drittel der Befragten lehnen ihren EU-Beitritt ab. Bei Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien und Serbien liegt der Wert nur knapp unter der Zwei-Drittel-Marke.

Nach dem Kroatien-Beitritt solle vorerst Schluss sein mit der EU-Erweiterung: So könnte man die Botschaft deuten. Der Generalsekretär der Gesellschaft für Europa-Politik, Paul Schmidt, kommentiert dies so: "Die Zeichen stehen auf Konsolidierung, nicht auf Erweiterung der EU."

Ebenso wichtig wie die aktuelle Stimmung ist der Trend. Paul Schmidt: "Ein Vergleich mit unseren früheren Umfragen macht deutlich, dass die Zustimmung zu weiteren Erweiterungsschritten rückläufig ist." Überraschenderweise macht die Türkei eine kleine Ausnahme: Ihre Werte haben sich seit 2010 sogar geringfügig verbessert, die der Balkan-Staaten rapide verschlechtert.

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