Keine finsteren Mächte

Martina Salomon
Mit Emotionen lassen sich Wahlen gewinnen, aber keine Reformen umsetzen.

Der Mann wirkte auf gut Neudeutsch „extra dry“: Moritz Krämer, Europa-Chef der gerade heftig angefeindeten US-Ratingagentur Standard & Poor’s, verteidigte Montagabend in der ZiB2 kühl die Herabstufung Österreichs. Vieles sei „doch schon seit Monaten bekannt“. Die Agentur bewerte Kreditrisiken, und zwar seit 150 Jahren. Österreich sei lediglich von einer „Eins plus“ auf eine „glatte Eins“ korrigiert worden.

Auch wenn das im Moment unpassend erscheint: Man würde sich mehr solch Emotionslosigkeit in der Politik, auch der heimischen, wünschen. Nüchtern betrachtet braucht Österreich ja gar keine Ratingagentur, um zu wissen, welche Reformen bitter nötig sind.

Und was die Banken betrifft: Sie haben in Ost- und Mitteleuropa prächtig verdient und werden es längerfristig hoffentlich wieder tun. Dazwischen gab es aufgrund gestiegener Risiken Wertberichtigung und seriösere Kreditabsicherung. Das Ergebnis von S & P wurde quasi vorweggenommen. Dementsprechend unaufgeregt hat nun auch der Markt auf die Abstufung reagiert.

Daher: Bitte in Zukunft weniger billige Schuldzuweisungen! Natürlich muss die Politik in Wahlzeiten emotionalisieren. Aber dazwischen sind kühle Kopf- statt Bauchentscheidungen gefragt.

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