Kein Befreiungsschlag, aber eine Atempause

Kein Befreiungsschlag, aber eine Atempause
Ein forscher TV-Auftritt bringt keine Wende. Der ÖVP-Chef braucht Erfolge.

War das nun der "Befreiungsschlag" für Michael Spindelegger, den auch innerhalb der ÖVP einige politisch schon totgeschrieben hatten? "Aufgezwirbelt" und "auffällig offensiv" erlebten ihn auch kritische Beobachter im ORF-Sommergespräch. Ungewöhnlich für den "braven" Spindelegger, dass er dem "bissigen" Wolf gleich zum Start die Schneid’ abkaufen wollte. Ob es denn stimme, dass dieser einst bei der "Jungen ÖVP" war (eine "Jugendsünde", konterte Wolf). Aus dem Schlagabtausch wurde dann doch noch ein zuschauenswertes Gespräch. Der ÖVP-Chef hielt die neue Forschheit bis zur letzten Minute eisern durch – offenbar, um zu demonstrieren, wer der Herr im schwarzen Haus ist.

Seine wahren Widersacher waren und sind nicht lästige Journalisten, wie bedrängte Spitzenpolitiker wider besseres Wissen weismachen. Die Heckenschützen tragen alle Schwarz. In der parteiinternen Gemengelage bringt der forsche TV-Auftritt dem Parteichef so eine Atempause. Schon bei der ÖVP-Klubklausur kommende Woche wird sich zeigen, ob Spindelegger die Partei nach den sommerlichen Turbulenzen so fest im Griff hat, wie er vorzeigen wollte. Ein Sturz Spindeleggers stand auch in den überhitzten Sommertagen Ende August nicht auf der Agenda. Der mächtige Wirtschaftsbund hatte zwar eine Palastrevolte angezettelt, weil er seine Entmachtung fürchtete. Für einen "Gegenputsch" fehlte aber schlicht ein breit akzeptierter Gegenkandidat.

Spindeleggers politisches Schicksal entscheidet sich 2013. "Gewinnt" die ÖVP – wie derzeit erwartet – die Volksbefragung über die Wehrpflicht, haben seine schwarzen Widersacher endgültig Sendepause. Dann bleibt seine forsche Botschaft zum Herbstauftakt tatsächlich unumstritten: "Ich bin der Spitzenkandidat für die Wahl 2013".

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