Kanada: Lebenslang für vier „Ehrenmorde“

Kanada: Lebenslang für vier „Ehrenmorde“
Eine Familie brachten drei Töchter und die Ex-Frau des Mannes um, weil sie westliche Kleidung trugen und Freunde hatten.

Es ist schwierig, eine verabscheuungswürdigere, abscheulichere, unehrenhaftere Tat zu begehen“, erklärte Richter Robert Maranger in Kingston, Ontario, bevor er das Urteil verkündete: Drei Mitglieder einer afghanischen Einwandererfamilie müssen wegen vierfachen Mordes lebenslang hinter Gitter.

Der Prozess gegen die Familie, der rund drei Monate dauerte, sorgte in Kanada für enormes Aufsehen. Mohammad Shafia, 58, seine Frau Tooba Yahya, 42, und der 21-jährige Sohn Hamed hätten die Morde wegen „eines völlig verdrehten Konzepts der Ehre“ begangen, so das Gericht. Die vier Opfer – drei Töchter mit der zweiten Frau und die erste Frau des Vaters – waren 2009 ertränkt in einem Auto im Rideau-Kanal bei Kingston gefunden worden. Die drei Schwestern Zainab, Sahar und Geeti waren zum Zeitpunkt ihrer Ermordung 19, 17 und 13 Jahre alt, Mohammad Shafias erste Frau Rona Amir 52. Der Mann hatte sie verlassen, weil sie keine Kinder bekommen konnte.

„Betrügerische Huren“

Das Motiv für die Morde: Die drei Schwestern und die Ex-Frau hatten einen westlichen Lebensstil gepflegt. Die älteren Töchter Zainab und Sahar hatten Freunde – und brachten dadurch in den Augen ihres

Vaters Schande über die Familie. Mohammad Shafia beschimpfte seine Töchter als „betrügerische Huren“; Todesdrohungen gegen die jungen Frauen waren an der Tagesordnung. Die Situation eskalierte, als die 19-jährige Zainab in ein Frauenhaus floh.

Zu diesem Zeitpunkt habe der Vater den endgültigen Entschluss gefasst, seine Töchter zu töten, so das Gericht. Seine erste Frau hatte die Mädchen stets in ihren Bemühungen unterstützt, westliche Kleidung zu tragen und sich dem Lebensstil in Kanada anzupassen. Die Familie lebte seit 2007 in Kanada.

Mohammad Shafia bestreitet die Morde. Mithilfe eines Übersetzers erklärte er während der Verhandlung: „Wir sind keine Kriminellen, wir sind keine Mörder, wir haben die Morde nicht begangen, das ist ungerecht.“ Zeugenaussagen, belastende Tonbänder und widersprüchliche Aussagen der drei Angeklagten bewegten die Jury nach einer 15 Stunden dauernden Beratung aber zum Schuldspruch. Die drei Verurteilten haben für die nächsten 25 Jahre kein Recht auf eine Bewährung.

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